Bright Star - Meine Liebe. Ewig. Australien, Frankreich, Grossbritannien 2009 – 119min.

Filmkritik

Poesie für die Leinwand

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Eine unglückliche Liebe, eine tragische Krankheit, ein großes künstlerisches Vermächtnis: die Geschichte des britischen Dichters John Keats hätte zweifellos das Zeug zu einem bombastischen, emotional bis zum Bersten aufgeladenen Biopic, wie es Hollywood gerne den Großen dieser Welt spendiert. Doch in den Händen von Jane Campion, die mit "Bright Star" ihren ersten Film seit sechs Jahren vorlegt, wird etwas gänzlich Anderes daraus.

Der konkrete, individuelle Lebensweg des ebenso zarten wie schwermütigen Keats (Ben Whishaw) spielt in Jane Campions Film keine allzu große Rolle. Entsprechend beginnt "Bright Star" aus der Perspektive der jungen Schneiderin Fanny Brawne (Abbie Cornish), die Anfang des 19. Jahrhunderts seine Bekanntschaft macht, als er eine Weile in ihrer Nachbarschaft bei seinem Bekannten Mr. Brown (Paul Schneider) unterkommt. Obwohl sie keinerlei Interessen teilen, ist die 17-Jährige fasziniert von dem ernsthaften Poeten, und auch er blüht sichtlich auf in der Gesellschaft des ebenso hübschen wie forschen Mädchens.

Die aufkeimende Liebe des auch vom Temperament her unterschiedlichen Paares steht allerdings unter keinem guten Stern. Brown warnt Keats vor Fanny mangelndem Intellekt, Mutter Brawne (Kerry Fox, in Campions "An Angel At My Table" vor 20 Jahren selbst die junge Protagonistin) dagegen sträubt sich gegen einen verarmten Schwiegersohn. Immer wieder stellen auch räumliche Trennungen das Glück der beiden auf die Probe - und als Keats schließlich an Tuberkulose erkrankt, scheint ein Happy-End endgültig unmöglich.

"Bright Star" ist nicht nur kein Biopic, das die Lebensstationen seines Protagonisten routiniert abhakt, sondern auch vieles andere nicht, was er in den Händen einer schwächeren Regisseurin hätte werden können. Genauso wenig wie sie sich auf Keats Entwicklung konzentriert, macht Campion aus dem Film eine moderne Emanzipationsgeschichte Fannys, die zwar ihr Glück einfordert, aber dennoch unverkennbar ein Kind ihrer Zeit ist. Und vor allem ist das romantische Drama, dessen Titel sich einem für Fanny geschriebenen Gedichts von Keats verdankt, alles andere als kitschig: eine bemerkenswerte Leistung in Anbetracht all der Blumen, Schmetterlinge und Schneeflocken, die seine Bilder bevölkern.

Stattdessen ist "Bright Star" eine wunderschöne, zart-melancholische Ballade über die Liebe und die Kunst, die von ihren beiden fantastischen, äußerst nuancierten Hauptdarstellern getragen und von Campion ohne große Handlung, aber mit enormem Gespür für Leinwandpoesie und einem genauen Blick für Milieu- und Gesellschaftsdetails inszeniert wird.

02.04.2024

4

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Kommentare

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amrad

vor 14 Jahren

Die Landschaftsaufnahmen sind schön und die schauspielerische Leistung solide. Die Story ist leider etwas langatmig. Wer sich aber am Kitsch darin nicht stört, kommt allemal auf seine Kosten.


she

vor 14 Jahren

Bei so schönen Landschaftsbildern will man sofort nach England reisen. Schöne bittersüsse Handlung.


mueli

vor 14 Jahren

Ins Kino gehen und Geschichte und Bilder geniessen.


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