Complices Frankreich, Schweiz 2009 – 93min.
Filmkritik
Kompliziertes Komplizendrama
Ein starkes Stück aus der Westschweiz: Frédéric Mermouds Psychothriller und Liebesdrama fand in Frankreich sein Publikum und sucht es nun in der Deutschschweiz.
Man begegnet sich im Internetcafe, tauscht erste Blicke aus: der jugendliche Schönling Vincent (Cyril Descours), der sich als Stricher verdingt, und die unschuldige 18-jährige Rebeca (Nina Meurisse), die von seinem Erwerb nichts ahnt. Doch das ist dramaturgisch vorgegriffen, denn der Film beginnt mit einem Leichenfund, die Zuschauer werden erst nach und nach aufgeklärt.
Den Akteuren indes, dem Fahnderpaar Hervé Cagan (Gilbert Melki) und Karine Mangin (Emanuelle Devos), laufen die Tatsachen und Begebenheiten hinterher. Das ist klug und spannend angelegt von Frédéric Mermoud (Regie) und Pascal Arnold (Buch). Und so geht das Zwitschern zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her.
Das Liebespaar versucht den Befreiungsschlag - leider mit falschen Mitteln. Sie lässt sich mit ihm auf Prostituierung und Erpressung ein, er rechnet nicht mit der emotionellen Explosion eines Freundes. Am Ende (und filmischen Anfang) steht - beziehungsweise liegt - eine Leiche. Der Fahnder Hervé Cagan versucht, Licht ins Dunkle der Beziehungen zu bringen und wird auf sich selbst zurückgeworfen. Die Kommissar-Kollegin Karine Mangin - auch sie irgendwie verloren - lässt letztlich Leben vor Recht gelten.
Die düstere Kriminal- und Liebesgeschichte beschreibt intensiv und hautnah bis zur Schonungslosigkeit und letzten Nacktheit ein Drama des Verlangens, der Liebe, und Einsamkeit, letztlich der Identitätsfindung. Gefühle, Befindlichkeiten und das Gesetz geraten ausser Kontrolle. Frédéric Mermous Credo lautet denn auch: «Die Fiktion soll sich an unseren Grenzen und Codes reiben, und sei es nur, um die Welt und uns selber zu hinterfragen.» Das gelingt exzellent.
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