Wüstenblume Österreich, Deutschland, Grossbritannien 2009 – 129min.

Filmkritik

Schöne Frau, hässliche Geschichte

Filmkritik: Eduard Ulrich

Ein Model verkörpert die erotisch aufgeladene Schönheit des weiblichen Geschlechts. Aber genau dieses ist bei der Somalierin Waris Dirie nur noch in Resten vorhanden, denn sie wurde - wie viele ihrer Landsfrauen - als Dreijährige ritualgemäß barbarisch verstümmelt. Sherry Hormann hat ihre Autobiographie verfilmt.

Nomaden laufen viel - Models auch, die Nomadinnen der Laufstege, die von Hotel zu Hotel ziehen. Das Leben Waris Diries verbindet beide Welten und gibt genug Stoff für die Filmbiographie, aber ihr Kampf gegen die äußerst grausame Klitorisbeschneidung kleiner Mädchen bleibt dabei auf der Strecke, da der Film nicht das Publikum erreicht, das etwas ändern könnte. Übrig bleibt immerhin eine beeindruckende Lebensgeschichte der Gegenwart.

Dirie wächst in Somalia fern der Hauptstadt in einer kinderreichen Nomadenfamilie auf. Ihre Mutter bringt sie zu einer Beschneiderin, die alle lustempfindlichen und zur Fortpflanzung nicht nötigen Teile ihrer Geschlechtorgane ohne Narkose geradezu ausschabt und dann die Vagina zunäht, so dass nur noch ein streichholzgroßer Spalt offen bleibt. Die furchtbare "Operation" müssen fast alle somalischen Mädchen über sich ergehen lassen; nicht wenige überleben sie nicht.

Dirie flieht als Jugendliche nach Mogadischu zu einer Tante, um nicht mit einem alten Mann verheiratet zu werden. Diese Tante vermittelt ihr eine Stelle als Bedienstete in der Familie des Botschafters in London. Als die somalische Regierung gestürzt wird, muss der Botschafter Hals über Kopf fliehen und Dirie steht buchstäblich auf der Straße.

Mit der zunächst unfreiwilligen Hilfe einer Kleiderverkäuferin (vollkommen überdreht von Sally Hawkins gespielt, die gegenüber "Happy-Go-Lucky" noch einige Zacken zugelegt hat) fasst Dirie in London Fuß und gerät zufällig an den Starfotografen Terry Donaldson (wunderbar schnoddrig: Timothy Spall). Mit viel Wohlwollen und Hilfe Donaldsons und ihrer Agentin schafft Dirie den Sprung in die Weltklasse der Laufstegköniginnen, ihr schreckliches Geheimnis zwischen ihren Beinen begleitet und beeinträchtigt sie aber auf Schritt und Tritt.

Sie überwindet ihre Scham, offenbart sich einer abgebrühten, US-amerikanischen Modejournalistin und kann schließlich eine Rede bei der UNO halten, um auf das millionenfache Leid aufmerksam zu machen. Auch wenn Regisseurin Sherry Hormann eine unvergessliche Szene mit einer überzeugenden Lösung gelungen ist, so passt weder die Hochglanzästhetik noch ergibt sich aus den einzelnen Szenen ein geschlossenes Ganzes.

17.02.2024

3

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Kommentare

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riexx75

vor 10 Jahren

pfffffff happig


Gelöschter Nutzer

vor 10 Jahren

Leider wird hier das Thema laienhaft gepackt in einen Pseudo Spielfilm, erhält keine Objektivität und wird nichts gerecht. Von einer Frau, die ihr Glück im Westen der Zivilisation sucht........ Wo es all die anderen Frauen schon besser haben in ihrem Geburtsrecht


gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

rührend und bewegend.


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