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Die Frau mit den 5 Elefanten Deutschland, Schweiz 2009 – 92min.

Filmkritik

Die Frau mit den 5 Elefanten

Geri Krebs
Filmkritik: Geri Krebs

Das berührende Porträt einer 86-jährigen Frau, eine Jahrhundertgeschichte über eine Brückenbauerin zwischen Russland und Deutschland: Vadim Jendreyko poträtiert die grosse Dostojewski-Übersetzerin Swetlana Geier.

Man hat in "Die Frau mit den fünf Elefanten" reichlich Gelegenheit, das so wache, freundliche und zerfurchte Gesicht der 1923 in Kiew geborenen Swetlana Geier zu studieren und ihre scharfsinnigen Ausführungen zu bewundern. Regisseur Vadim Jendreyko rückt der Frau, die in ihrem Leben so viele Schicksalsschläge erlebt hat, oft sehr nahe. Sie war 14 als Stalins Schergen ihren Vater abholten; er kam zwar wieder frei, doch er war in der Haft tödlich erkrankt, nach wenigen Monaten starb er. Kurze Zeit später überfielen die Nazis die Sowjetunion, Kiew wurde besetzt. In den Wirren jener Zeit schaffte es Geier, die im Gymnasium Deutsch gelernt hatte, bei den Besatzern als Übersetzerin zu arbeiten, und dann 1943, mitten im Krieg, nach Deutschland überzusiedeln.

Sie blieb auch nach Kriegsende in Freiburg i. Br., begann ihre akademische Karriere, baute sich ein neues Leben als Sprachwissenschaftlerin und Vermittlerin zwischen russischer und deutscher Kultur auf. Für den Film reist sie zum ersten Mal überhaupt in ihre alte Heimat zurück, begleitet von ihrer Enkelin und von Vadim Jendreyko. Doch sie fühlt sich fremd dort, denn ihre Welt ist die der Sprache und Literatur, dort ist sie zu Hause. Das spürt man, wenn sie sich mit ihrer fast gleichaltrigen Mitarbeiterin und einem pensionierten deutschen Musiker in ihrem Haus in Freiburg zum gemeinsamen Studium von Manuskripten trifft, und dabei das Trio die Sätze Wort für Wort auf ihre Sprachmelodie hin überprüft.

Was es mit den "5 Elefanten" auf sich hat, eröffnet sich erst ganz am Schluss des Films. Gemeint sind die fünf grossen Romane Fijodor Dostojewskis, jeder über tausend Seiten stark, die aufgestapelt neben Swetlane Geier auf dem Stubentisch ihrer Wohnung liegen. Seit 1992 hat sie diese fünf Schlüsselwerke der russischen Literatur von Grund auf neu ins Deutsche übersetzt und sich so einen Namen als grösste Übersetzerin russischer Literatur ins Deutsche gemacht. Doch der Film ist auch eine Migrationsgeschichte und damit etwas, das unsere Gegenwart prägt, und filmisch schon oft, fast inflationär abgehandelt worden ist. Doch damit hat "Die Frau mit den fünf Elefanten" nichts zu tun. Dieser Film ist schlicht grosses Kino über eine faszinierende Person aus einer Welt, die es so bald nicht mehr geben wird.

16.02.2010

4

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

wirklich ein guter Film


smithey

vor 14 Jahren

Aussergewöhnlich (!!!) einfühlsam und berührend!!!


wjera

vor 14 Jahren

Als zeitweilige Übersetzerin literarischer Texte war ich von diesem Film ganz und gar gepackt. Ob am Schreibtisch, am Kochherd, auf Reisen oder im Gespräch mit anderen Menschen: Diese Frau, dieses Gesicht, diese Hände gehen einem nicht mehr aus dem Sinn. So lebendig, intelligent und berührend...Mehr anzeigen


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