Dolpo Tulku - Heimkehr in den Himalaya Deutschland, Indien, Nepal 2010 – 102min.

Filmkritik

Rückreise der Hoffnung

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein in Südindien ausgebildeter buddhistischer Mönch kehrt in seine tibetische Heimat zurück - als Wiedergeburt eines hochrangigen Lama. Ein deutsches Team hat den Heilsbringer auf seiner Reise zu seinen Ursprüngen begleitet.

Ein paar Hinweise auf die Vorgeschichte des "Helden" müssen genügen. Der Hirtenjunge Sherap Sangpo, 1981 in der entlegenen Dolpo-Region geboren, tritt ins Kloster ein, nicht weit entfernt von Nepals Hauptstadt Kathmandu. Hier erkennt ihn der Lehrer des Dalai Lama als Reinkarnation des Dolpo Lamama Nyinchung Rinpoche. In Südindien erfährt der junge Mann eine umfassende buddhistische Ausbildung, 2006 beendet er sein Studium an der Klosteruniversität.

Zwei Jahre später bricht Sherap Sangpo Dolpo Tulku in seine alte Heimat auf. Das Unterfangen steht im Zentrum von Martin Hoffmanns Dokumentarfilm. Die beschwerliche Reise zu den Ursprüngen des Tulku und seine Inthronisierung wird zum fernöstlichen Pilgerzug, zur spirituellen Wanderung ins Hochgebirge. Dabei nimmt der Film das Tempo der Karawane an. Der schleppende Zug über hohe Himalaya-Pässe und durch sperrige Landschaften wird zum "Triumphzug" des Heimkehrers, der von den tiefgläubigen tibetischen Bergbewohnern in Nepal als Heilsgestalt verehrt wird.

Dolpo Tulku nimmt die Huldigungen entgegen und geht auf die genügsamen Menschen zu, die auf 4000 und 5000 Meter Höhe einem schroffen Klima ausgesetzt sind. Er fragt sich (in einer Art inneren Monologs vor der Kamera), ob er ihre grossen Erwartungen erfüllen könne. "Manchmal weiss ich nicht, ob ich dem gewachsen bin. Aber den Tulku-Titel wegzuwerfen, ihn mit Wasser und Seife abzuwaschen, das ist nicht möglich", meint der aufgeschlossene, mit Handy und Laptop durchaus vertraute Dolpo Tulku.

Martin Hoffmann gelingt es, verschiedene Facetten dieser Reinkarnationsreise anschaulich zu machen und miteinander zu verweben: die Ehrerbietung der Dolpo-Bewohner, die Menschlichkeit des geistlichen Oberhaupts, seine Heimatverbundenheit, sein Verantwortungsbewusstsein in seiner auch ganz irdischen Mission (Verbesserung der Lebensumstände, Verfestigung der tibetanischen Kultur, Versorgung der Bergler) und nicht zuletzt die archaische Existenz weitab der westlichen Zivilisation. Gewisse buddhistische Rituale, die grandiosen Landschaften und die Begegnung mit altruistischen Menschen vertiefen und versinnbildlichen diese Begegnung zwischen dem Heute und dem Morgen. Eine "bildende" Reise mit grossartigen Bildern, ein Dokument voller herber Schönheit und Spiritualität.

18.02.2024

4

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Kommentare

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caminovie

vor 14 Jahren

Der Film zeigt in schönen Bildern die Kultur in Dolpo. Leider geht der Film in den Interviews überhaupt nicht in die Tiefe.


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