Filmkritik
Bekenntnisse einer Saftwurzel
Ein Mann, ein Musiker und ein Stück Schweizer Musikgeschichte: Heinrich "Hardy" Matthias Hepp (64) ist einer der grossen Wegbereiter des Rhythm'n'Blues und der Rockmusik in der Schweiz. Der Multikünstler ist stur und unabhängig seinen Weg über Jahrzehnte gegangen. Rolf Lyssy arrangierte und sammelte die "Blicke ins Leben eines MundHandwerkers".
Hardy Hepp heisst eigentlich Heinrich Matthias Hepp, stammt aus Zürich, hat sich aber ins Hinterthurgau zurückgezogen. Der Musiker und profunde Kenner der Rock-, Blues- und Popszene von den 1960-Jahren bis heute hat mit Berühmtheiten wie Chet Atkins in Nashville und im Vorprogramm der Rolling Stones gespielt. Hepp war und ist Querkopf, ein Leitwolf, der auch ein Millionenangebot ausschlug, um seine Selbständigkeit zu bewahren: "Ich wollte eben das singen, was ich will und nicht das, was andere bestimmen", begründet er heute seine Entscheidung damals. "Er lebt, wie er ist", meint Oscar-Gewinner Xavier Koller, für den Hepp die Filmmusik zum "Schwarzen Tanner" schrieb. "Er ist ein typischer Schweizer und ein Genie", lobt Polo Hofer, für den Hepp ebenfalls Songs schrieb. "Er könnte auch Jodler sein."
Vier Jahrzehnte Rock- und Popmusik von der Rockband Krokodil über Moderation in der TV-Sendung "Hits à Go Go" bis zum Heppchor heute: Hardy Hepp produzierte die legendären Les Sauterelles (mit Toni Vescoli und Düde Dürst), schrieb Songs, Chor-, Film- und Theatermusik (für Thomas Hürlimann und Franz Xavier Kroetz), spielte mit Max Lässer, widmete sich ab 1992 seinem Heppchor, machte Pause und mit seinem Frauenchor seit gut zehn Jahren wieder unterwegs. "Er lebt Musik", sagt eine seiner Sängerinnen. "Ich bin Groove-Mensch", bekennt Hardy Hepp. Rolf Lyssys intensiv-intime, sympathische Hommage an die musikalische, künstlerische Saftwurzel unterstreicht die vielen schönen Worte mit Bildern und Tönen. Klar steht der Musiker Hepp im Fokus, aber auch der Maler und Familienmensch wird in diesem Porträt nicht vernachlässigt. Lyssy ist dem Singer-Songwriter und Künstler sowohl am Klavier als auch an der Palette (über 1000 Aktbilder) sehr nah gekommen.
Kritische Nebentöne sind nur vage vernehmbar, etwa wenn eine seiner Töchter bemerkt: "Hardy ist ein superguter Mensch, der aber manchmal nervt. Aber ich liebe ihn." "Seine grösste Qualität ist, dass er konsequent seinen Weg gegangen ist", weiss Pepe Lienhard. Und daran gibt's nichts zu rütteln. Lyssy präsentiert ein Füllhorn von Reminiszenzen, Statements, Eindrücken und musikalische Intermezzi. "Er ist ein guter, aufrichtiger Gockel", posaunt La Lupa. Lassen wir es dabei.
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