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Filmkritik

Werbung für die Erde

Filmkritik: Eduard Ulrich

Umweltschutz ist wegen des Klimawandels ein Dauerthema. Appelle an die Moral sind wohlfeil, Werke im Stile von "An Inconvenient Truth" häufen sich. Einen neuen Weg beschreitet Yann Arthus-Bertrand mit demselben Anliegen.

Wie kann man jemanden motivieren, damit er einer Sache Sorg hebt? Diese Frage trieb den 60-jährigen Fotografen und Umweltschützer Yann Arthus-Bertrand 2006 um, nachdem er einsehen musste, dass sein jahrzehntelanger Einsatz und seine weltweit verkauften Bücher mit Luftbildern keinen globalen Sinneswandel und Richtungswechsel erzielten: Die Erde wird nach wie vor ausgebeutet, die Umwelt zerstört und die Geschwindigkeit nimmt sogar zu.

Was ihm einfiel, ist wohl die Ultima Ratio der zwanglosen Mittel: Was wir schätzen, schützen wir. Also wirbt er mit seinen wunderschönen Bildern, die in fast 500 Stunden Helikopterflügen entstanden, für die ästhetischen und ökologischen Schätze. Handwerklich kann man ihm nicht viel vorwerfen: Dass er nicht alle Naturschätze festhielt, versteht sich von selbst. Dass Helikopter einen extrem schlechten Wirkungsgrad besitzen, wodurch das Drehen ein ökologisches Marodieren par excellence bedeutete, war unvermeidlich.

Die ersten 3/4 des Films hält sich der Kommentator in der synchronisierten Version wohltuend zurück, der Text ist sachlich fundiert und gut formuliert. Im letzten Viertel wird der Ton etwas angehoben, und die Probleme werden beim Namen genannt. Heikel ist eher, dass fast alle Landschaften, die manchmal aussehen wie von einem fremden Planeten, Biotope und Nutzungsformen wie Herden, Felder und Tagebau in Afrika und Asien weit weg sind. So ist der indirekte Zusammenhang zwischen unserem Verhalten und den Folgen für die Umwelt vielerorten undurchsichtig.

Davon abgesehen bietet aber der Blick auf unsere Erde wie ein bewegtes Google Earth ein abwechslungsreiches Erleben, das auch ohne Handlung nie langweilig wird, denn wir sind als Erdlinge wohl so konditioniert, dass wir die Natur einfach schön finden und uns von der Vogelperspektive besonders angesprochen fühlen, die den Traum vom Fliegen wenigstens virtuell wahr werden lässt. Um möglichst viele zur Erdenliebe zu verführen, dachte sich Arthus-Bertrand etwas aus: Die DVD zum Film, die mit 90 Minuten 30 Minuten kürzer als der Film ist, kann gratis bezogen werden. Angesichts des Ernstes der Lage könnte man sogar das Publikum bezahlen. Hoffen wir, dass diese Dokumentation nicht eine der letzten Gelegenheiten war, diese Naturschönheiten festzuhalten, weil sie in einigen Jahren restlos zerstört sein werden, wenn es so weiter geht wie bisher.

17.02.2024

4

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