No One Knows About Persian Cats Iran 2009 – 101min.

Filmkritik

Rock in Teheran

Flavia Giorgetta
Filmkritik: Flavia Giorgetta

Ein Paar sucht Bandmitglieder für ein Konzert in London. Eigentlich kein Problem, würde es nicht im Iran leben. Hier finden die Partys im Untergrund statt mit der steten Gefahr einer Razzia.

Im Iran rocken die Kühe - nicht ganz freiwillig. In ihrem Stall probt eine iranische Heavy-Metal-Band und hofft, dass die Polizei sie nicht entdeckt. Der islamische Staat verbietet westliche Musik, sodass Konzerte im Untergrund stattfinden müssen. Der kurdische Regisseur Bahman Ghobadi ("A Time for Drunken Horses") hat in Teheran heimlich Bands gefilmt und liefert mit "No One Knows about Persian Cats" ein Zeugnis einer erstaunlich reichen Musikkultur. Auch hier sehen Jugendliche ihre Verzweiflung in Joy Division-Songs gespiegelt, wie ein Plakat zeigt. Nur müssen sie die Musik auf dem Schwarzmarkt besorgen.

Jazz, World Music, Hip-Hop und Independent Rock: Ghobadi widmet sich einem breiten Spektrum. Leider vertraut er nicht auf die Kraft des Dokumentarischen. Die Aufnahmen bettet er in eine fiktive Geschichte, die wiederum auf Fakten beruhen soll. Das Paar Negar und Ashkan sucht Mitglieder für seine Band, um in London aufzutreten. Dafür müssen sie allerdings illegal Visa und einen Pass besorgen, was Geld und Zeit kostet. Der Filou Nader setzt sich für die beiden ein und stellt ihnen, um das Warten auf die Papiere zu verkürzen, verschiedene Bands vor - ein ziemlich platter Drehbucheinfall, um die Gruppen in einen Erzählrahmen zu zwingen. Natürlich gibt es eine Razzia: Nader muss bei der Polizei die unzähligen DVDs in seiner Wohnung erklären (schön, wie er den Beamten mit seiner Cinephilie anstecken will). Währenddessen proben Negar und Ashkan und planen ein Abschiedskonzert in Teheran.

Das Buch für den Film soll beim Drehen entstanden sein, und das merkt man dem Film an. Oft erklären die Protagonisten einander Dinge, die sie schon längst wissen müssten. Vor allem Negar Shaghaghi ist mit ihrer Rolle überfordert: Die Laie spielt ein wenig sich selbst, ein wenig die tragische Figur Negar. Die Kinozuschauer müssen sich ständig fragen, wo die Grenze zwischen Dokumentarischem und Fiktionalem liegt. Das mindert die Stärke der Aufnahmen von aufbegehrenden Jugendlichen oder Obdachlosen und nimmt auch den an sich guten Auftritten der Bands ihre Kraft. Schade.

15.06.2011

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