Sin Nombre Mexiko, USA 2009 – 96min.

Filmkritik

Reise der Hoffnung

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Gemächlich schlängeln sich die Güterzüge durch Mexiko Richtung Norden. Darauf reisen die Hauptfiguren des eindrücklichen Spielfilmdebüts "Sin Nombre" von Cary Fukunaga. Rasant und packend schildert er in seinem Flüchtlings- und Bandendrama eine Reise der Hoffnung.

Die USA sind das Ziel einer Familie aus Honduras, die aus dem etwa 17-jährigen Mädchen Sayra (Paulina Gaitan), ihrem Vater und ihrem Onkel besteht. In Tapachula gelangen sie von Guatemala über die Grenze nach Mexiko, wo sie auf den Güterzügen bis zur Grenze zu den USA gelangen wollen. In Tapachula treibt auch Casper (Édgar Flores) sein Unwesen. Er ist Mitglied der brutalen Bande Mara Salvatrucha, in die er gerade einen jungen Knaben (Kristian Ferrer) einführt, der den Spitznamen El Smiley erhält.

Obschon Casper verhindern möchte, dass seine geheime Freundin in die kriminelle Welt hineingezogen wird, taucht sie eines Abends bei einem Treffen auf. Der lokale Bandenführer Lil' Mago (Tenoch Huerta) versucht sie zu vergewaltigen, erschlägt sie dabei aber versehentlich. Als Lil' Mago mit El Smiley und Casper später die Migranten auf dem Zug ausrauben, rächt sich Casper für den Mord an seiner Freundin und tötet Lil' Mago. Für seine Flucht bleibt er auf dem gleichen Zug wie die Familie aus Honduras. Zwischen ihm und Sayra entsteht mit der Zeit eine Zweckgemeinschaft. Derweil beschliesst die restliche Bande den Tod von Casper.

Dreckig ist die Welt der Migranten auf dem Weg von Süden nach Norden. Auch die Welt der gewalttätigen Banden ist nicht wirklich glanzvoller. Unerschrocken und unerbittlich werden die Hauptfiguren in dieses Elend geworfen. Regisseur und Drehbuchautor Cary Fukunaga erzählt die Geschichte in imposanten Bildern. Die wunderschönen Aufnahmen von der Zugreise heben sich auf berührende Weise vom Elend der Migranten ab. Mitreissend sind auch die Schauspieler, die auf der Reise in ihren intensiven Rollen versinken.

Auch das Drehbuch stellt sich ganz in den Dienst der Emotionen. Die Struktur ist so schematisch, dass schon bald vorhersehbar ist, wer am Schluss von wem erschossen wird. Ein bisschen zittern darf man noch, ob Sayra die Reise in das Land der Träume vollendet. Durch die Verknüpfung der beiden Geschichten kommt es ausserdem zu einer Ansammlung von Klischees über Schuld und Erlösung. Doch die schwungvolle und zwischendurch regelrecht überwältigende Inszenierung lässt diese kleinen Schwächen schnell vergessen.

27.10.2010

4

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Kommentare

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ragovin

vor 12 Jahren

Nur für guten Magen! Sehr aufwühlend, da man echt das Gefühl gekommt, es sei alles total echt (ist es ja sicherlich auch zum Teil).


Corinne47

vor 12 Jahren

tolle bilder und musik und spannende (leider auch teils wahre) story..


Corinne47

vor 12 Jahren

tolle bilder und musik und spannende (leider auch teils wahre) story..


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