Space Tourists Kazakhstan, Rumänien, Russische Föderation, Schweiz 2009 – 98min.
Filmkritik
Der Traum vom Weltraumflug
Eine gute Gesundheit brauchen sie - und 20 Millionen Dollar: Der Oscar-nominierte Regisseur Christian Frei ("War Photographer") heftet sich in seinem neuen Dokumentarfilm an die Fersen von Weltraumtouristen.
Das All lockt. Nicht nur Weltraumreisende, sondern auch Schweizer Dokumentarfilmer. Richard Dindo beschäftigt sich in «The Marsdreamers» mit den Anforderungen einer zukünftigen Reise zum Mars. Christian Frei setzt sich derweil in «Space Tourists» mit den bereits erfolgten Weltraumflügen von Privatpersonen auseinander. Eine seiner Hauptfiguren ist Anousheh Ansari, eine im Iran geborene Amerikanerin mit ausreichend Vermögen, um sich einen Flug zur Raumstation ISS zu gönnen. Sie spricht über ihre Motivation und zeigt ihre Aufnahmen von ihrem Besuch in der Raumstation ISS.
Eine weitere Hauptfigur ist der Magnum-Fotograf Jonas Bendiksen, der auf dem Boden bleibt und die Lebensbedingungen in den alten Sowjet-Republiken dokumentiert, auch im ehemaligen Weltraumbahnhof Baikonur. Dort lebten früher 100'000 Menschen. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist die Ortschaft aber geschrumpft. Nach einer Weile wird auch noch der rumänische Ingenieur Dumitru Popescu vorgestellt, der sich an einem zunächst von Ansari und später von einer Internetsuchmaschine finanzierten Wettbewerb beteiligt, der den ersten erfolgreichen privaten und bemannten Raumflug belohnt.
Wie «The Marsdreamers» lässt auch «Space Tourists» den Eindruck entstehen, dass Weltraumreisende in mehrfacher Hinsicht ein wenig abgehoben sind. Frei macht durch seine Montage auf die teilweise entrückten Vorstellungen aufmerksam. Auf Ansaris Bemerkung, dass sie es als ihre Mission versteht, dass alle Menschen, die von einem Weltraumflug träumen, den Wunsch auch verwirklichen können, folgen Bilder von den vermutlich ziemlich mittellosen Menschen in Kasachstan. «Space Tourists» lebt von solchen Kontrasten.
Schlussfolgerungen überlässt Frei dem Publikum. Er setzt in «Space Tourists» auf sorgfältig komponierte Einstellungen und teilweise bedächtige Beobachtungen. Die Gegensätze zwischen reich und arm lässt Frei zunächst in einem angenehmen Tempo aufeinander prallen. Die Kommentare überlässt er Ansari und Bendiksen. Als das Thema der Wettbewerbe für den privaten Weltraumtourimus angeschnitten wird, gerät der Rhythmus ein wenig aus dem Gleichgewicht. Aber sonst werden die Geschichten formal stilsicher vorangetrieben.
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