Mad Circus - Eine Ballade von Liebe und Tod Frankreich, Spanien 2010 – 105min.
Filmkritik
Ansichten zweier Clowns
Bei Alex de la Iglesia muss man stets das Unerwartete erwarten - und wird dennoch überrascht. Auch Balada Triste de Trompeta ist bis hin zum Schluss unvorhersehbar.
Der spanische Bürgerkrieg im Jahr 1937: Ein Clown wird von Milizen zwangsrekrutiert. Er wird mit einer Machete bewaffnet und steigert sich im Kampf gegen die Faschisten in einen Blutrausch. Am Ende wird er inhaftiert, nimmt seinem Sohn Javier aber das Versprechen ab, ihn zu rächen. 36 Jahre vergehen. Javier findet in einem Zirkus als trauriger Clown Arbeit. Der lustige Clown ist Sergio, ein gewalttätiger Trinker, der mit der schönen Akrobatin Natalia zusammen ist. Sie findet an Javier Gefallen, doch damit beginnt eine erbitterte Rivalität zwischen den beiden Clowns, die in sinnloser Gewalt endet.
Es ist gut vorstellbar, dass Alex de la Iglesia den Film als eine Art spanischen Inglourious Basterds gepitcht hat und so Interesse dafür schüren konnte, aber sein Werk könnte nicht weiter von Tarantinos Weltkriegs-Epos entfernt sein. Faszinierend an Balada Triste de Trompeta ist, dass nichts ist, wie es zu sein scheint. Nach zehn Minuten glaubt man zu wissen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Doch dann kommt doch wieder alles anders. Als Zuschauer versucht man den zweiten mit dem ersten Handlungsstrang in Gleichklang zu bringen, doch dann legt de la Iglesia noch einmal nach, und plötzlich befindet man sich inmitten purer Kinomagie.
De la Iglesia erschafft eine unwirkliche Welt, in der der Zirkus als Spiegel der Realität herhalten muss. Einem Kaleidoskop gleich präsentiert er prächtige Bilder, die jedoch nicht nur oberflächlich die Sinne reizen, sondern tief unter die Haut gehen. Man könnte dem Film vorwerfen, viel zu viel sein zu wollen, aber das trüge nicht dem Umstand Rechnung, dass de la Iglesia hier die Absicht verfolgt, eine dunkle Ära der spanischen Geschichte - die Franco-Jahre - wie einen fiebrigen Albtraum zu inszenieren. Die Realität bricht in die barocke Herrlichkeit des Zirkus immer wieder ein. Krieg, Diktatur und Terrorjahr werden durch eine Liebesgeschichte kontrastiert, die so korrumpiert ist wie das Land selbst. Die Clowns stehen exemplarisch für das gute Spanien, das sich im Würgegriff des Faschismus verändert, bis die Transformation abgeschlossen ist und das, was einst gut und unschuldig war, nur noch ein groteskes Zerrbild ist.
Balada Triste de Trompeta ist grandioses Kino: wagemutig, originell, brutal, schockierend, mitreißend, prächtig, überraschend. Der Film bedient die komplette Bandbreite der Emotionen und bietet etwas, das man im Kino zu oft vermisst: ein echtes Erlebnis.
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Kommentare
Ein groteskes Stück Kino und gerade deswegen auch sehenswert. Trotzdem schätze ich persönlich doch eine Handlung die leichter nachzuvollziehen ist.
Zeitraum: Beginn bis Ende der Diktatur Francisco Francos in Spanien
Spanische Faschisten rekrutieren den Vater Javiers, welcher als lustiger Clown Kinder zum Lachen bringt zum Soldaten.
Sein Vermächtnis an Javier: du warst nie Kind und wirst ein trauriger Clown.
Eine wilde Groteske nimmt ihren Anfang und wird geprägt durch die Fänge der Francos Diktatur und der Liebe zweier Clowns zur Zirkusartistin Natalia. Beide Clowns verbindet die Beziehung: Lieber Clown sein als einen Mord zu begehen, welche am Ende des Films eine Pointe bekommt.
Sehr imposant das expressive Verhalten von Javier in seiner Ausdrucksform durch seinen Vater und den politischen Ereignissen geprägt, hin zur Bewältigung durch sein Bedürfnis nach Liebe und Selbstverwirklichung.
Fein heraus gearbeitet auch die Comic in einer subversiven Form, welche gerade der Diktatur verhasst war und die sich in der expressiven Ausdrucksform beider Clowns bizarr, verzerrt und übersteigert darstellt.
Fazit: heftig, fettes vollgeladenes Filmchen welches bei Javier lange auf der Wange und seinen Lippen nach brennt.… Mehr anzeigen
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