Buried Frankreich, Spanien, USA 2010 – 95min.

Filmkritik

Lichtblick im Dunkeln

Filmkritik: Mathias Weber

Ein Mann, ein Sarg, 90 Minuten? Die eindringliche One-Man-Show mit Ryan Reynolds spielt effektiv mit den klassischen Essenzen eines Horror-Thrillers.

Wir erwachen mit Paul Conroy (Ryan Reynolds). Der im Irak tätige US-amerikanische Hilfsarbeiter, angestellt bei einer privaten Firma als Lastwagenfahrer, beginnt zu begreifen, dass er einen Überfall von Aufständischen auf seinen Konvoi überlebt hat und sich nun irgendwo im Kriegsgebiet unter der Erde befindet - eingesperrt in einem hölzernen Sarg. Als Conroy nebst Feuerzeug ein Mobilfunktelefon entdeckt, beginnt der Kampf ums Überleben, der so unausweichlich ist, wie der Sand in den Sarg zu rinnen droht.

In Zeiten von 3D und Computeranimation besinnt sich "Buried" auf das Wesentliche und konzentriert sich allein auf das Schauspiel von Ryan Reynolds, der den Film bravourös auf seinen Schultern trägt. "Buried" treibt das Spiel um die vermeintliche Ausweglosigkeit auf die Spitze - Regisseur Rodrigo Cortés verwehrt uns jeglichen Blick nach Aussen. Lösegeldforderung, scheiternde Kommunikationsversuche mit der Aussenwelt, sinkender Sauerstoffgehalt, schwindender Handy-Akku: Die Lage verschärft sich. Entsprechend folgt die Minimalistik der Inszenierung dem Thriller-Vorhaben und entfaltet ihre Wirkung - vorausgesetzt, man lässt sich auf Ryan Reynolds ein. "Buried" erfordert Geduld und Durchhaltevermögen: Teilweise bieten da unnötige Hascher und Langatmigkeit eine Plattform, die eigentlich hervorragende Eindringlichkeit - sowie die von Eduard Grau ("A Single Man") in ihrer Natürlichkeit technisch wie visuell ausgereifte Kameraarbeit - ausser Acht zu lassen.

So verspielt "Buried" auch sein sozialkritisches Potenzial: Die egoistischen Bemühungen verschiedenster Parteien im Rahmen der Geiselsituation ihre eigeneHaut zu retten, führen eine gewisse Tragik der kapitalistischen Gesellschaft vor Augen, mit seiner politischen Aussage macht es sich Cortés allerdings etwas gar einfach, sie wirkt teilweise gesucht und überzeichnet. Obwohl die Idee naheliegt, die Geschichte um Conroy im Irak anzusiedeln, bedient sie auch unweigerlich Klischees und wird dem eigentlichen Ernst der Lage bei Weitem nicht gerecht.

Die One-Man-Show spielt ohnehin gekonnt mit menschlichen Urängsten und einer Spannung, die hin und wieder gebrochen wird, um dann umso deutlicher die Dramatik aufzuzeigen. Buried erlaubt kein Martial-Arts-Entkommen à la "Kill Bill". Das spartanische Kammerspiel setzt klassischere Akzente: raffiniert, wie "Buried" die Kehrseite unserer nützlichen Alltagswerkzeuge vor Augen führt und eine überraschend einfache, wie auch mutige These aufstellt: Auf uns alleine gestellt sind wir auf die Hilfe von anderen angewiesen - Blackberry und Facebook-Account hin oder her.

13.05.2024

4

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Kommentare

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eniisenseless

vor 9 Jahren

einfach genial!


movie world filip

vor 13 Jahren

Interessantes Konzept. Schwierig... es ist nicht slecht, und auch das Ende ist ungewöhnlich für Hollywood. Ich muss denken an Hitchcock's Rope. Nicht sein bester Film.. aber interessantes Konzept. Okay!


semi79

vor 13 Jahren

lange ziemlich harzig, "127 hours" ist besser. aber gegen ende krass.


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