Was will ich mehr Italien, Schweiz 2010 – 126min.
Filmkritik
Leidenschafft schafft Leiden
Trotz glücklicher Beziehung beginnt eine Frau ein Verhältnis mit einem Fremden: Silvio Soldinis subtil inszeniertes Drama will vom widersprüchlichen Wunsch nach emotionaler Sicherheit bei gleichzeitiger Vogelfreiheit erzählen, dekliniert aber hauptsächlich den trivialen Ablauf einer anstrengenden Affäre durch.
Das Leben von Anna (Alba Rohrwacher) verläuft in geordneten Bahnen: Sie hat einen liebevollen Partner, einen grossen Freundeskreis und ist im Beruf erfolgreich. Kurz nachdem sie gemeinsam mit ihrem Freund Alessio (Giuseppe Battiston) beschlossen hat, eine eigene Familie zu gründen, begegnet Anna dem Süditaliener Domenico (Pierfrancesco Favino). Bereits nach dem ersten Treffen stürzen sich die beiden in eine leidenschaftliche Affäre. Doch Anna will bald mehr - sie hat die Lügen und die wöchentlichen Treffen im Stundenhotel satt. Obwohl sie sich über ihre eigene Beziehung noch nicht im Klaren ist, fordert sie von Domenico, Frau und Kinder für sie zu verlassen. Der wiederum beginnt, sich zurückzuziehen, was Anna nicht akzeptieren kann.
Untreue Frauen mit unstandesgemässen Liebhabern scheinen im europäischen Kino derzeit eine kleine Hochkonjunktur zu verzeichnen. Während sich Tilda Swinton in "Io sono l'amore" als vernachlässigte Industriellen-Gattin in die Arme eines jungen Kochs flüchtet, brennt in Catherine Corsinis "Partir" eine frustrierte Kristin Scott Thomas mit ihrem spanischen Handwerker durch.
Auch die weibliche Hauptfigur in Silvio Soldinis neustem Film schert auf der Suche nach Leidenschaft aus ihrer soliden Beziehung aus, jedoch aus anderen Motiven. Denn Anna besitzt eigentlich alles, was es zum Glücklichsein braucht - und doch sucht sie um jeden Preis das, was sie nicht hat. Ihr Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit kollidiert mit dem Verlangen nach Leidenschaft und versetzt sie in eine emotionale Hochspannung, die Soldini in feinen Gesten und unausgesprochenen Worten von seiner Protagonistin subtil und gleichzeitig beeindruckend präzise nachzeichnen lässt.
Aber trotz der durchgängig herausragenden Leistung der beiden Hauptdarsteller sowie Soldinis realitätsnaher und dennoch subtiler Inszenierung, entwickelt der Film eine zunehmend ermüdende und repetitive Gangart. Man folgt dem Paar ins schummrige Stundenhotel und erlebt die organisatorische Mühseligkeit einer heimlichen Affäre. Man sehnt sich während dem dauernden Hin- und Her nach einem Ende, das endlich Klarheit schaffen möge.
Dein Film-Rating
Kommentare
Nein, mich konnte diese Geschichte überhaupt nicht überzeugen... Worin nun der Zauber zwischen beiden besteht, was ihre Zuneigung, gegenseitige Faszination wird in dem gierigen, wortlosen Sex und den spröden und ungelenken Telefonaten und Gesprächen nie deutlich... Wenn es denn eine so lebensverändernde Liebe ist, worin besteht dann ihr Reiz? Da bleibt doch der Verdacht, daß es letztlich doch um ein wenig spannenden (obwohl: so schnell und hastig wie hier zelebriert, wage ich auch das zu bezweifeln...) Sex und Flucht aus dem nicht immer rosaroten und konfliktfreien Alltag geht... Welchen Mann nehme ich? Den, der mir die Dusche baut oder den, der mich in der Badewanne liebt? Sorry, mir ist das zu trivial... So gewährt der Film lediglich einen halbwegs lebensnahen Einblick und en italienischen Alltag, Alba Rohrwacher weiß dabei mit ihrer Darstellung einer hin- und hergerissenen Frau durchaus zu überzeugen, von Pierfrancesco Favino kann ich das nicht sagen... Zu sprachlos sind mir dann doch die bedien Protagonisten in ihrem wortlosen Sex, und den spröden Handygesprächen und den raren und reichlich ungelenken Gesprächen... Ich verließ das Kino unzufrieden, keine Empfehlung.… Mehr anzeigen
Ehrliche und herzzereissende Darstellung einer grossen spontanen Liebe, die keine Zukunft haben wird - aber trotzdem das Leben der Protagonisten prägt. Grandiose Leistung vor allem von Alba Rohrwacher!
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung