Impasse du désir Schweiz 2010 – 90min.
Filmkritik
Mörderische Manipulation
Psychospiel und Psychoterror zwischen einem Arzt und einem Patienten, wobei eine Frau eine treibende Rolle spielt: Michel Rodde, 1953 in Paris geboren und in der Schweiz aufgewachsen, inszeniert ein mörderischen Spiel um Machenschaften und Manipulation.
Eine junge Frau (Natacha Régnier) geht fremd. Ihr Mann, der angesehene Psychiater Dr. Robert Block (Rémy Girard), kommt dahinter und wird zum Gefangenen seiner rachsüchtigen Begehren. Er ist auf diesen einen Gedanken fixiert, doch das begreift der Zuschauer erst viel später. Mit seinem Patienten, dem psychopatischen, depressiven Léo Debond (Laurent Lucas), pflegt er fast ein väterliches Verhältnis. Verachtung und Mitgefühl halten sich die Waage.
Doch nach der fatalen Entdeckung scheint der Psychiater dem Psychopathen immer weniger Aufmerksamkeit zu schenken. In Wahrheit keimt in ihm ein Plan, Leo als Werkzeug und Handlanger, vermeintlich Vertrauten zu benutzen, zu missbrauchen. Léo leidet an einem Trauma, an einer Frau, die ihn in seinen Gedanken, Wachträumen verfolgt. Und die möchte er mit allen Mitteln loswerden. Der Seelenarzt gibt sich als verständiger Helfer und Beschützer, insgeheim jedoch spannt er ein Netz, in dem sich Léo verfängt. Viel mehr darf man über diese Dreiecksgeschichte mit zwei Opfern und Tätern nicht erzählen.
Regisseur Michel Rodde, der zusammen mit François Dubois auch das Drehbuch schrieb, wollte einen Psychothriller in der Tradition eines Alfred Hitchcock schaffen. Drei Figuren, drei Ebenen, drei Beziehungen: hier der wohlhabende Psychiater, der aus dem seelischen Gleichgewicht geworfen wird, dort der neurotische Patient, der sich befreien will und doch verstrickt zwischen traumatischen Visionen und manipulierter Wirklichkeit, schliesslich die Frau, Auslöser, Reflexion und Motivation. Wie die Akteure wird auch der Zuschauer nur phasenweise eingeweiht in dieses psychologische Labyrinth zwischen Fiktion, Wahn und Wirklichkeit.
In "Impasse du désir" geht es um grosse Themen wie Macht und Missbrauch, Vertrauen, Verlust und Verrat, Eifersucht, Verlorenheit und verirrte Seelen. Das tönt nach grossem Kino, doch das Psychodrama endet wahrlich in einer "Sackgassse des Begehrens". Rodde hat viel gewollt, aber das Resultat ist dramaturgisch nur teilweise befriedigend. Der Schweizer Thriller - gedreht in Neuchâtel, Fribourg und La Chaux de Fonds - besticht durch überzeugende schauspielerische Präsenz - mit Rémy Girard als betrogenem Mann, der abdriftet, und Laurent Lucas als Spielball und Manipulationsopfer. Das ist fesselnd, nicht immer schlüssig, aber denkwürdig allemal.
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