Le chat du rabbin Österreich, Frankreich 2011 – 91min.
Filmkritik
Ein Kater im Gestrüpp der Religionen
Nach dem Spielfilmdebut Gainsbourg überträgt der französische Zeichner Joann Sfar zusammen mit Antoine Delevaux seinen berühmten Comic ins Dreidimensionale der Kinoleinwand.
Es kreuzen sich viele Geschichten in Le chat du rabbin: Von der Liebesgeschichte eines sprechenden Katers zu seiner Herrin, über die Freundschaft eines Rabbiners und eines Scheichs bis hin zu den Abenteuern eines russischen Malers auf seiner Suche nach Jerusalem inmitten von Afrika verweben sich diese im Laufe des Films mit pikantem Witz zu einem feinmaschigen Netz aus der Familienchronik des Zeichners, Kolonisationskritik und einer Parodie der Religionen.
Den verbindenden roten Faden in diesem Geschichtengestrüpp bilden ein namenloser Kater und sein Besitzer, der sephardische Rabbiner Sfar. Zusammen mit seiner Tochter Zlabya leben sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Algier. Als sie wenig später zusammen mit einem russischen Maler, einem alten Scheich und seinem Esel ihre Reise durch Afrika auf der Suche nach einem mythischen Ort ohne Rassismus antreten, erleben sie das Miteinander der Religionen von Tag zu Tag und hinterfragen in ihren permanenten Streitgesprächen nicht nur das Judentum. Auch die Darstellung von Afrika und seinen Bewohnern in der französischen Comictradition bekommt ihre Seitenhiebe ab. Tim und Struppi, auf die man in der Wildnis des Kontinents trifft, entpuppen sich als weltfremder Reporter und minderbemittelter Hund.
Bevor Joann Sfar mit Gainsbourg sein Talent als Filmemacher entdeckte, beschränkte sich sein Geschichtenerzählen auf das Zeichnen von Comics. Das fünfbändige Werk Le chat du rabbin zählt hierbei mit 700'000 verkauften Exemplaren allein in Frankreich und Übersetzungen in 15 Sprachen zu seinen erfolgreichsten. Wie auch in seinen Comics dienten ihm für die Zeichnungen zum Film reale Menschen und Tiere als Vorlage. So basiert der tierische Protagonist auf seiner eigenen Lieblingskatze und viele Szenen wurden zuerst mit Schauspielern nachgestellt, welche sodann als Referenzen für die Zeichnungen der rund 600 beteiligten Illustratoren dienten. Der Kreationsprozess wurde umgedreht: Zuerst kamen die Schauspieler, dann entstanden die Bilder für das Storyboard und anstelle der Kamera hielten Stift und Papier das Geschehen fest.
Seinen berühmten, skizzenhaft nervösen Strich ersetzte Sfar für die Leinwandadaption durch filmische Mittel wie durch Bildtiefe geschaffene Weiten, detailreiche Dekors und naturgetreue Bewegungen der Protagonisten. Entstanden ist ein beseeltes Kinovergnügen für Jung und Alt, dass den Medienwechsel vom zweidimensionalen Papier auf die dreidimensionale Kinoleinwand verlustfrei übersteht.
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Kommentare
Ein wunderschöner Film mit bissigem Humor. Nichts für die Kleinen, aber ich und das Fantoche Publikum haben uns prächtig amüsiert.
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