Nanga Parbat Deutschland 2010 – 104min.

Filmkritik

Wenn der Abstieg zum Aufstieg wird

Filmkritik: Eduard Ulrich

Als Reinhold und Günther Messner 1970 den Gipfel des Nanga Parbats durch die Rupalwand erklommen, was bisher niemandem gelang, kehrte Günther nicht zurück. Üble Vorwürfe führten schließlich zu Prozessen, der Fall blieb aber letztlich ungeklärt. 2005 gab der Berg die Leiche frei, jetzt stürzt auch noch Joseph Vilsmaier mit Reinholds Version des Bergdramas ab.

Wer kann es noch hören, das Wort "Klimaerwärmung"? Allerorten kommen, vielleicht einer der wenigen positiven Aspekte dieses Phänomens, Dinge, meist Leichen, zum Vorschein, die lange verschollen waren. So auch Günther Messner, der 1970 unter ungeklärten Umständen auf dem Rückweg vom Gipfel verunglückte, während sein inzwischen berühmter Bruder Reinhold mehr oder weniger heil davonkam.

Joseph Vilsmaier konzentriert sich auf diese unselige Expedition, zeigt aber auch kurze Episoden aus Kindheit und Jugend des Brüderpaars, und ganz kurz die Zeit unmittelbar nach der Rückkehr. Dabei vermittelt er ein Bild der zwar konkurrierenden aber sich nicht rivalisierenden Brüder, das wohl die Vorwürfe von vorn herein erledigen soll, Reinhold hätte Günther im Stich gelassen und trage eine Mitschuld an dessen Tod. Diese Vorwürfe wurden auch mehrmals juristisch abgehandelt, allerdings ohne dass es zu einem Schuldspruch kam, was im Film aber mit keinem Wort erwähnt wird, denn der hält sich an Reinholds Version.

Trotzdem ist der Film ein echter Vilsmaier, wenn in den dramatischen Momenten die Musik alles unter- oder übermalt, was die Kamera bereits gezeichnet hat. Und so toll die Bergansichten auch sein mögen, bald schon sind die visuellen Reize abgenutzt, die immer gleichen ausgemergelten Gesichter, die öden Ödeme der in der Eis- und Steinwüste umherirrenden Brüder ermüden den Zuschauer mehr als jene je waren. Sich vorzustellen, wie das ausgeht, wenn einer dort oben nur noch von seinem trockenen Husten begleitet herumtappt, braucht keine Phantasie.

Die wär dagegen nötig gewesen, um die sattsam bekannte Geschichte originell zu präsentieren oder einen Ansatz zu finden, dem nicht vom Bergsteigen angefressenen Normalo die Faszination zu vermitteln, die jemanden dazu treibt, Leib, Leben und Gesundheit zu riskieren, ohne dass der Gesellschaft dadurch irgendein Vorteil erwüchse. Vielleicht ist es ja der inspirierende Klang des Namens "Nanga Parbat", der Abenteuer und Mystik verheißt und wie die legendäre Sphinx schon zu viele das Leben gekostet hat. Stattdessen werden moralinsaure Parallelen zu biblischen Geschichten gezogen, beispielsweise zum Turm von Babel.

17.02.2024

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Kommentare

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movie world filip

vor 13 Jahren

i habe diese film sehr geschätzt. Die Messner Brüder Geschichte auf Nanga Parbat. Wahre geschichte. Ich finde siese film besser wie 127 hours mit james franco. Irgenwas ist bei der letzte film nicht realistisch übercho.


hergie

vor 13 Jahren

Nanaga Parbat ist eindrucksvoll, vor allem weil sichtbar gemacht wird dass ein wichtiges Motiv die Konkurrenz zwischen den Messner-Brüdern ist. Und überhaupt die Rangordnungs-Kabbeleien in diesem Testosteron-haltigen Bergsteiger-Lager. Die Aufnahmen vom Bergsteigen sind toll, erheblich ging uns allerdings die übertrieben bombastische Musik auf die Nerven. Und irgendwie ist es dann doch ein Messmer-Heldenfilm, bei dem es sogar eine Erstbegehung ist, wenn er ganz erschöpft auf der falschen Seite den berg runterkullert.Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 14 Jahren

Nanga Parbat ist ein ziemlich eindrucksvoller Film. Die Aufnahmen sind grandios, die Schauspielleistungen ebenfalls und auch die Geschichte ist äusserst spannend. Mir hat aber leider etwas die «dunkle Seite» gefehlt. Also der Teil der Geschichte, in dem sich Messner und Herrligkoffer streiten. Dieses wurde leider nur sehr kurz angedeutet. Auch zeigt der Film nur die Sichtweise von Reinhold Messsner.
Alles in allem ist der Film aber trotzdem sehr sehenswert.Mehr anzeigen


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