The American USA 2010 – 103min.
Filmkritik
Der Schmetterlings-Killer
Ein Profikiller reist für seinen letzten Auftrag in die Abruzzen, wo er sich in eine Hure verliebt: introspektiver Wiedergutmachungs-Krimi des holländischen Fotografen Anton Corbijn ("Control").
Gleich zu Beginn von Anton Corbijns zweiter Regiearbeit muss Jack (George Clooney) wieder einmal alle Zelte abbrechen und Zeugen beseitigen, weil seine Tarnung aufgeflogen ist. Auf der Suche nach den Hintermännern und einem Weg in ein neues Leben lässt sich der Killer und Waffenschmied von seinem Kontaktmann in einem Bergdorf in den Abruzzen unterbringen, wo er einen allerletzten Auftrag erfüllen will. Dass es in dieser lose auf Martin Booths Roman "A Very Private Gentleman" basierenden Geschichte dann doch etwas anders kommt, versteht sich von selbst. Während Jack in seiner Abgeschiedenheit für eine rätselhafte Klientin (Thekla Reuten) das perfekte Gewehr baut, freundet er sich mit dem örtlichen Priester (Paolo Bonacelli) an und verliebt sich in eine warmherzige Prostituierte (Violante Placido). Und er wird zusehends vom Jäger zum Gejagten.
Dass Corbijn in Sachen Story nicht vollkommen neue Pfade begeht, lässt sich verschmerzen: Bei "The American" ist das Wie der Erzählung wichtiger als das Was. Wer hier Action oder Tempo erwartet, wird enttäuscht, vielmehr folgt der Regisseur ziemlich langsam und bisweilen spröde den klassischen Strukturen eines Westerns. Der Spannungspegel schlägt nur sporadisch aus, der Film lebt vom atmosphärisch dicht inszenierten Eigenbrödlerdasein seines sperrigen Protagonisten, den starken Bildern eines kargen Italiens und der erstaunlichen, von Herbert Grönemeyer komponierten Filmmusik.
Es ist bisweilen verblüffend, wie weit weg die US-Produktion von gängigen Hollywoodthrillern ist. Clooney lässt seinen Charme dieses Mal außen vor, dafür gibt er sich zäh, introspektiv und dunkel wie selten. Das steht ihm gut zu Gesicht und passt bestens zu den moralisch-existenzialistischen Fragen, die Corbijn in seiner von katholischen Schuld- und Wiedergutmachungsideen durchzogenen Geschichte aufwirft.
Es ist allerdings - mehr noch als bei "Control" - auch nicht zu übersehen, dass Corbijn seine filmischen Wurzeln im Metier der Musikvideos hat. Immer wieder entscheidet er sich fürs allzu Offensichtliche: Weil sein Protagonist ein Schmetterlings-Tattoo auf dem Rücken trägt, flattern gerne mal bunte Falter durchs Bild, während eine Callas-Arie aus "Madame Butterfly" ertönt. Am ärgerlichsten aber ist zweifellos das viel zu ausgiebig bediente Klischee der Hure mit dem goldenen Herzen. Damit verkauft dieser eigentlich durchaus intellektuelle Film sein Publikum leider für dümmer als nötig.
Dein Film-Rating
Kommentare
Vorhersehbar bis zum Schluss und leider mit zuwenig Fleisch am Knochen.
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 12 Jahren
'The American' schildert den Werdegang eines Einzelgänger Profis. Wo taucht er ab? Wie schafft er alles innert wenigen Minuten hinter sich zu lassen? Misstrauen als ein Instinkt zum Überleben? Alle diese Fragen unterwerfen uns einer Spannung oder um die Frage, um welche Sünde es in Wirklichkeit geht und wo es eine Wiedergutmachung gibt. Ein Auftauchen für eine zweite Chance.… Mehr anzeigen
Als Fotograf liebe Ich diese Film natürlich. Anton Corbijn macht keine Fehler. Clooney kann es auch wenn er nicht redet und scherzt. Düster und gut dargestellt. Schöne Bilder mit emotionelles Ende.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung