The Woman with a Broken Nose Deutschland, Serbien 2010 – 104min.

Filmkritik

Ein Misanthrop findet seinen Optimismus

Filmkritik: Ana Matijasevic

Stau in Belgrad: Der Verkehr stockt, nervöse Fahrer hupen, der Regen verdunkelt den Himmel. Alles scheint lahmgelegt bis in Gavrilos Taxi die Frau mit der gebrochenen Nase abrupt aus dem Auto steigt und sich von einer Brücke stürzt.

Der Taxifahrer kann den Selbstmordversuch nicht verhindern und als er zum Wagen zurückkehrt, erblickt er im Rückspiegel die Hinerlassenschaft der verwirrten Frau: ihr Baby. Das Geschehen blieb auch für Biljana und Anica nicht unbemerkt: Sie denken über ihre eigenen Probleme nach und werden schicksalhaft zueinander geführt.

Der Film von Srdjan Koljevic erzählt drei ineinander verschachtelte Geschichten, die voller unerwarteter Wendungen sind. Dabei spielt Nebojsa Glogovac einen charismatischen Misanthropen, der aus seinem ziellosen Dasein gerissen wird. Die lebendige Stadt, der Optimismus seiner Mitmenschen und nicht zuletzt das Gefühl, gebraucht zu werden, lassen den ehemaligen Bosnien-Flüchtling auftauen. So bringt er es nicht über das Herz, das Baby in einem Waisenheim unterzubringen, sondern sucht Hilfe bei einer Freundin, die ihren Lebensunterhalt als Prostituierte verdient.

Der Selbstmordversuch hat nicht nur für den Taxifahrer verheerende Folgen, auch Anica (Anica Dobra) und Biljana (Branka Katic) werden Zeugen der radikalen Aktion und kommen dadurch an einen Wendepunkt. Biljana verlässt noch auf der Brücke ihren Verlobten und erinnert sich an ihren verstorbenen Freund, dessen Verlust ihr wieder präsent geworden ist. Sie trifft den Bruder des Verstorbenen wieder und glaubt, dass er der Richtige ist. Anica hingegen verlor ihren Sohn bei einem Verkehrsunfall und wird durch den Sturz der Frau wieder an die Tragödie erinnert. Ihre Verluste verbinden die zwei Frauen und lassen eine unerwartet liebevolle Beziehung entstehen.

Zwar werden die komplexen Geschichten gekonnt zu einem Ganzen zusammengefügt, doch durch die vielen Handlungsstränge ist der Film auch überladen. Koljevic versucht die Geschichte und Gegenwart Belgrads in ein einheitliches Bild zu bringen, das zum Schluss allerdings zu abgerundet erscheint. All diese Elemente und Handlungen verbindet Koljevic jedoch zu einem einheitlichen Film, der sich sehen lassen kann. Es gelingt ihm, die Figuren realistisch zu inszenieren, auch wenn die Frau mit der gebrochenen Nase ein rätselhaft verschlossener Charakter bleibt.

Obwohl der Film die dunklen Seiten des urbanen Raums präsentiert, die Figuren schmerzliche Schicksale erdulden und grosse Opfer bringen müssen, lässt der Film etwas Mystisches offen, das den Zuschauer doch in eine optimistische Zukunft blicken lässt.

18.02.2024

3

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Kommentare

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viki2222

vor 13 Jahren

Ein Super Film muss man geschaut haben. (Wie die Welt klein ist)


selinaburri

vor 13 Jahren

wunderbar. tolle tolle schauspieler, schöne musik.


elafonisi

vor 14 Jahren

Dieser Film gibt Antworten auf die Frage "Was ist Glück? " und zeigt wie Menschen nach Schicksalsschlägen wieder zurück ins gefühlte Leben finden - teils mit der Unterstützung von ebenso gestrandeten und blockierten Seelen. Ein wunderbarer Film mit hervorragenden Schauspielern, in dem man Tränen lachen und Tränen vergiessen kann und der einen bereichert und mit einem Lächeln aus dem Kinosaal entlässt.Mehr anzeigen


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