Urs Fischer Schweiz 2010 – 90min.
Filmkritik
Spiel mit den Dimensionen
Urs Fischer, 1973 in Zürich geboren, lebt seit Jahren in New York und hat den Durchbruch zum international erfolgreichen Künstler geschafft. Iwan Schumacher zeigt die Vorbereitungen zur Einzelausstellung im New Yorker New Museum und Teile früherer Ausstellungen.
Die internationale Szene moderner Kunst, deren erfolgreichste Schweizer Vertreterin bekanntlich Pipilotti Rist ist, ist ein beinah hermetisch abgeschotteter Zirkel. Einem Geheimbund gleich verkehren dort Künstler, Kuratoren, Sammler und Kenner untereinander, das gemeine Volk verirrt sich selten in Veranstaltungen dieser Art, obwohl es eigentlich beinah freien Zutritt hat. Rist drehte unter anderem deshalb einen Spielfilm: um einmal ein großes, durchmischtes Publikum zu erreichen.
Einen Einstieg anderer Art erlaubt die Dokumentation Iwan Schumachers, der Urs Fischer einige Monate lang begleitete und dabei einen Blick hinter die Kulissen des Kunstbetriebs werfen konnte. Da könnte einem allerdings ein wenig schwindlig werden. Das Bild vom abgehobenen Künstler, der einsam in seinem Atelier auf den Kuss der Muse hofft, wird gründlich zerstört: Fischer ist eine hochproduktive Saftwurzel, die bestenfalls im Schlaf zur Ruhe kommt, sonst aber tagein tagaus von früh bis spät werkelt und tüftel, bastelt und telefoniert, diskutiert und organisiert.
Nach einer Phase des Entwickelns von Ideen schreitet er zur Realisierung seiner oft überdimensionalen Skulpturen, befehligt dabei einen Stab von MitarbeiterInnen und lagert knifflige Produktionsaufgaben in spezialisierte Betriebe aus. Da kommen seine Schweizer Wurzeln zum Vorschein, denn oft beauftragt er Schweizer Qualitätswerkstätten mit der Ausführung seiner anspruchsvollen Vorgaben. Ein inhaltlicher Höhepunkt ist sicher, als Fischer den gigantischen Teddybären mit Stehlampenimplantat erklärt, ein anderer die Eröffnung der Einzelausstellung im New Yorker New Museum.
Dennoch macht einen Schumacher nicht ganz glücklich, denn die Qualität seines Werkes kann sich mit derjenigen Fischers nicht messen. Zuviel Leerlauf wird da dokumentiert, der sich auch hätte andeuten lassen. Zuwenig von der privaten Persönlichkeit Fischers kommt zum Vorschein, die wohl den Schlüssel zur manischen Getriebenheit der künstlerischen Persönlichkeit liefern könnte. Und leider oder zum Glück: Die visuelle Wirkung der Objekte lässt sich im zweidimensionalen Blick aus dem bequemen Kinosessel nur ahnen oder von den Gesichtern der AustellungsbesucherInnen ablesen. Hier stößt das Medium Dokumentarfilm an seine technischen Grenzen. Trotzdem ist dem Film ein zahlreiches Publikum zu wünschen.
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Dokumentation über einen interessanten Künstler mit beeindruckenden Werken.
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