Wätterschmöcker Schweiz 2010 – 98min.
Filmkritik
Schweizer Bauernregeln
Beschaulicher Dokumentarfilm über die legendären Innerschwyzer Wetterpropheten, die im Muotathal anhand von Naturbeobachtungen Langzeit-Prognosen erstellen. Das Filmdebut von Thomas Horat ist auch ein liebevolles Porträt des Kantons Schwyz und dessen besonderen Bewohnern.
Wenn die Innerschweizer Meteorologen das Wetter voraussagen, liegt ihre Trefferquote bei bemerkenswerten 80%. Kein Wunder, dass die traditionelle Instanz der Wetterkundigen aus dem Muotathal auch im Zeitalter der modernen Meteorologie bis über die Landesgrenze hinaus ein Geheimtipp bleibt. Der gebürtige Schwyzer Thomas Horat hat nun zusammen mit Salome Pitschen während eines Jahres sieben Muotathaler Wetterfrösche auf ihren Streifzügen durch die beeindruckende Innerschweizer Bergwelt begleitet.
Vor der Kulisse einer idyllischen Landschaft, entlockte er den bodenständigen Männern, jeder für sich ein Original, die Geheimnisse der auf schlichten Naturbeobachtungen gründenden Wettervorhersage. So unterschiedlich wie die Persönlichkeiten der Wetterfrösche, sind auch deren individuelle Methoden der Vorhersage. Hält der eine Art und Weise des Tannzapfen-, Pilz- oder Farnwuchs für besonders aufschlussreich, orientiert sich ein anderer am Fressverhalten von Ameisen und Berggämsen. Und noch ein anderer glaubt, aus den uralten Wetteraufzeichnungen des Klosters Einsiedeln, Gesetzmässigkeiten und sich wiederholende Muster ableiten zu können.
Horats Dokumentarfilm gibt aber nicht nur Auskunft über diese seit Generationen überlieferte Art der archaischen Wetterprognose, sondern porträtiert auch eine naturverbundene Bergkultur, die sich, durchdrungen von altem Brauchtum, von modernen und städtischen Einflüssen bewusst zu distanzieren versucht. Zuweilen fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt, denn natürlich ist das Leben im Urkanton der Schweiz auch von erzkonservativen Werten geprägt. Nicht nur ist die öffentliche Wettervorhersage fest in Männerhand - das "Wybervolch" gibt sein Wissen übers Wetter allenfalls zu Hause den Kindern weiter -, auch geht die intensiv gelebte Natur- und Gottesnähe mit einer irritierenden Wissenschaftsskepsis einher. So mag man den Studierten in Bern und Zürich nicht so recht glauben, wenn diese vor der Klimaerwärmung warnen - denn schliesslich habe es schon immer starke Wetterschwankungen gegeben.
Ohne zu werten, nimmt der Film die traditionsverhafteten Anschauungen und Betrachtungsweisen der Muotathaler vorurteilsfrei auf und zollt ihnen und ihren kulturellen Eigenarten dadurch seinen Respekt. Ebenso unverfälscht, bodenständig und authentisch wie die porträtierten Menschen, sind auch die Filmbilder gelungen, die, untermalt mit der Musik der einheimischen Hujässler, einen Einblick in einen ganz besonderen Mikrokosmos der Schweiz geben.
Dein Film-Rating
Kommentare
Schöne Aufnahmen und Bilder, hat mich nicht vom Stuhl gerissen. Zeitweise etwas langatmig...
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 14 Jahren
Dieser Film zeigt eine UrSchweiz, wie man/frau sie nur noch selten in der Realität zu sehen bekommt. Bodenständige Menschen mit bodenständigen Ansichten. Sehenswert!
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