Wall Street: Geld schläft nicht USA 2010 – 127min.
Filmkritik
Von Seifenblasen und Dominosteinen
Politik und Gesellschaftskritik, kontroverse Themen und hochaktuelle Geschichten - das war von "Platoon" über "JFK" bis hin zu "World Trade Center" immer, wonach Oliver Stone mit seinen Filmen suchte. Kein Wunder also, dass er sich die Chance nicht entgehen lässt, seinen "Wall Street"-Helden Gordon Gekko aus der Versenkung bzw. dem Gefängnis zu holen um mit dessen Hilfe auch zur derzeitigen Weltfinanzkrise seinen Senf dazuzugeben.
23 Jahre nach dem ersten Film kommt nun Gekko also wieder aus dem Gefängnis. Der zynische Antiheld von damals (erneut mit Verve gespielt von Oscar-Gewinner Michael Douglas) hat zwar für seine windigen Geschäfte gebüßt, doch wirklich verändert hat ihn das Absitzen der Strafe nicht. Schon bald mischt er wieder mit im Spekulations- und Börsengeschäft, legt sich mit großen Bankenchefs wie Bretton James (Josh Brolin) an und versucht sogar, den Kontakt zu seiner Tochter Winnie (Carey Mulligan) wieder aufzunehmen. Die ist mehr als skeptisch, doch listig wie Gekko ist, nimmt er einen Umweg über ihren Lebensgefährten Jake (Shia LaBeouf, blass wie meistens), der passenderweise Broker und gerade auf der Suche nach einem Mentor ist.
Mindestens so sehr wie eine Börsengeschichte ist "Wall Street 2" also auch ein Familiendrama, doch trotz einiger eleganter New York-Bilder und einem gut aufgelegten Star in seiner Paraderolle überzeugt Stone weder auf der einen noch auf der anderen Ebene. Was den Aspekt der gierigen Kapitalisten angeht, die ein ohnehin schon marodes System endgültig zugrunde richten, hat die Realität das Drehbuch inzwischen überholt. Wer die Finanzkrise seit 2008 zumindest ein bisschen verfolgt hat, weiß vieles längst, was der Film mit großer Geste als aufschlussreiche Offenbarung präsentiert.
Weil sich die komplizierten Mechanismen der Wall Street kaum publikumswirksam darstellen lassen, behilft sich der zweifache Oscar-Gewinner mit Banalitäten: Wenn von der Finanzblase die Rede ist, sieht man die Kinder im Central Park mit Seifenblasen spielen, und weil die Krise einer einzelnen Großbank auch alle anderen beeinflusst, ist es Stone nicht zu plump, kippende Dominosteinen in Großaufnahme zu zeigen. Das ist ähnlich ärgerlich und schlicht wie sein allzu simpel gestricktes Hohelied auf die Familie - und von Kontroversen und gesellschaftlicher Relevanz fehlt jede Spur.
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Kommentare
Ein Einblick in die Finanzwelt. Nach einer Stunde hat man es dann aber gesehen.
die tolle atmosphäre ist weg, wall street ist nur bildschirmen mit zahlen und ein politisch korrekten labeouf... der schnitt ist trokken... nur douglas ist gut
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