Yves Saint Laurent - L'amour fou Frankreich 2010 – 103min.

Filmkritik

Der Schattenmann

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Yves Saint Laurent hat die Modewelt geprägt wie kaum ein anderer. Doch der Dokumentarfilm von Pierre Thoretton stellt seinen langjährigen Geschäfts- und Lebenspartner Pierre Bergé ins Zentrum.

1936 in Algerien geboren, kam Yves Henri Donat Mathieu Saint-Laurent als 17-Jähriger nach Paris und wurde Christian Dior vorgestellt. Für ihn arbeitete er bis 1957. Nach traumatischen Kriegserlebnissen in Algerien und einer psychiatrischen Behandlung kehrte er in den 60er Jahren in die Modeszene zurück, auch dank seines Förderers, Managers und Lebenspartners Pierre Bergé.

Doch die Vorgeschichte oder Saint Laurents Drogensucht sind hier nicht das Thema. Im Zentrum steht seine Beziehung zu Pierre Bergé. Am Anfang des Films steht der Tod des Modedesigners im Jahre 2008. Wie ein roter Faden zieht sich der Erblass durch L'amour fou, Bergé wird zu einer Art "Leichenbestatter der Kunst". Er lässt Saint Laurents unglaubliche Kunstsammlung, ein buntes Ensemble von über 700 Werken bedeutender Künstler, bei Christie's versteigern.

Die Kunst ist vielleicht die wichtigste Linie, die Thoretton, Fotograf und bildender Künstler, verfolgt. Da gibt es etwa eine Episode mit Mondrian-Bildern, die YSL 1952 zu einer Kollektion inspirierten. Die Reise führt von den Anfängen in den 50er Jahren bis zum Abschied - von all den Bildern und Skulpturen, die YSL und Bergé sammelten. Diverse Schauplätze werden vorgeführt: Laufstege in Paris, die Villa Majorette in Marrakesch, von Auf- und Abtritten ist die Rede, Highlights und Hintergründe werden nachgereicht.

Obwohl Yves Saint Laurent, der sich 2002 aus dem Modegeschäft zurückzog, der Kristallisationspunkt des Films ist und sich vieles um ihn dreht, rückt sein Lebensgefährte auffällig und oft störend in den Mittelpunkt: als Reisebegleiter, Kommentator oder Insider. So verliert das Bild von YSL an Objektivität und Konturen, wird schemenhaft und leicht verklärt. Auch die Liebesbeziehung der beiden Männer wird nur angedeutet, bleibt vage und unverbindlich, genau so wie YSLs Kunst und seine Kreationen. Zurück bleibt der Eindruck einer fragmentarischen Gesellschaftsreportage mit Glimmer, Glanz und vielen Prominenten. Und das Porträt eines Mannes, ohne den YSL nicht denkbar wäre.

13.05.2024

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