La cara oculta Kolumbien, Spanien 2011 – 95min.

Filmkritik

Allein, allein

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Eine junge Frau will herausfinden, ob ihr ständig flirtender Freund sie betrügt. Was wie ein Mordmysterium beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem Lehrstück in Sachen Suspense.

Belén (Clara Lago) misstraut ihrem Freund und will ihn deshalb auf die Probe stellen. Von ihrer Vermieterin hat sie von einem geheimen Zimmer erfahren, in dem sie sich versteckt. Nun will sie beobachten, wie der für seine Affären berüchtigte Dirigent auf ihre Nachricht reagiert, sie habe ihn verlassen. Doch Belén hat den Schlüssel vergessen und ist nun in dem schallisolierten Zimmer gefangen. Ohnmächtig muss sie miterleben, wie ihr Freund eine andere Frau mit nach Hause bringt.

La Cara oculta ist kein Film, der es dem Zuschauer besonders leicht macht. Denn er enthält eine sympathische Identifikationsfigur konsequent vor. Jeder Protagonist ist ein Mensch mit Stärken und charakterlichen Schwächen. Dennoch ist man fasziniert von dieser einfachen, fast kammerspielartigen Geschichte, weil es dem Regisseur gelingt, dem Zuschauer ein Gefühl dafür zu geben, welchen Schrecken die totale Isolation besitzt.

Das verborgene Gesicht des Films ist eine zweideutige Angelegenheit. Nicht nur ist die Hauptdarstellerin vor den Blicken ihres Freundes und dessen neuer Flamme verborgen, auch die Maske bröckelt. Bei ihr, aber ebenso auch bei den anderen. La cara oculta stellt die Frage nach der Moral des Menschen und verzweifelt an ihr. Denn niemand handelt, wie es ein "anständiger Mensch" täte. Das ist die große Stärke des Films, fordert er den Zuschauer doch auf, sich die unangenehme Frage zu stellen, wie man selbst in der Situation handeln würde.

Die spanisch-kolumbianische Co-Produktion spielt mit Urängsten und trifft darum auch einen Nerv. Das Ambiente der Isolation und der Einsamkeit gepaart mit dem Grauen des langsamen Verhungerns wirkt nachhaltig. Obwohl als Thriller vermarktet, ist La Cara Occulta vor allem ein existenzialistisches Drama. Es erzählt davon, wie Menschen sich von ihren dunkelsten Seiten leiten lassen, wie Misstrauen und Egoismus überhandnehmen - und wie am Ende jeder dafür die Rechnung präsentiert bekommt. Ein Handeln ohne Konsequenzen gibt es nicht.

17.09.2012

3

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Kommentare

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marcb1977

vor 11 Jahren

WOW! Bin sehr positiv überrascht, ein echt toller Film mit super Soundtrack und super Spannung! Ab der Mitte zieht der Film so richtig auf! Dieser Film ist ein Geheimtipp!


spidermonkey

vor 12 Jahren

ist ein super konstruierter film mit viel spannung. der anfang ist, trotz der fehlenden spannung, sehr wichtig und darum gut durchdacht. der schluss mag vielleicht nicht für jedermann sein, doch so wie er ist, ist er meiner meinung nach perfekt!


seeyouto

vor 12 Jahren

Die Liebesgeschichte(n) hat mir gut gefallen. In was für Verstrickungen sich die Frauen da reinreiten ist amüsant. Am Schluss ist der Mann der "Arme" und er Checkt gar nicht, was da läuft. Den Schluss finde ich aber nicht gut. Sie hätten das ruhig richtig zu Ende bringen können mit einer Aussprache oder so. Wie gesagt, der Mann hat das Nachsehen. Eine(r) hätte wenigstens ein Happyend verdient.Mehr anzeigen


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