Le moine Frankreich, Spanien 2010 – 101min.

Filmkritik

Teuflische Verführung

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Kapuzinermönch hat Mitleid mit einem geheimnisvollen Novizen, erliegt seinen geheimen Gelüsten - und gerät auf Abwege. Düsteres Drama mit Vincent Cassel in der Hauptrolle.

Spanien, um 1595. Ein Kloster wie eine Festung, inmitten einer kargen Landschaft. Ein Bündel wird vor der Klosterpforte abgelegt. Das Waisenkind wächst zum Klosterbruder Ambrosio heran, der als Erwachsener Achtung und Verehrung über die Klostermauern hinaus erlangt. Der leidenschaftliche Kapuziner ist ein strenger unerbittlicher Meister seines Faches. Mitleid hat er mit einer vermummten Gestalt, die ans Kloster gelangt und dessen Gesicht scheinbar missgestaltet ist. Er nimmt Valerio (Deborah François) als Novizen auf. Der Jüngling besitzt verborgene Heilkräfte und befreit Ambrosio von seinen Kopfschmerzen, die ihn schubweise überfallen. Als Valerio schwer erkrankt, kommt die Wahrheit ans Tageslicht: "Er" ist eine Frau.

Der asketische Kapuzinermönch Ambrosio wird von Visionen heimgesucht - von einer Frau in Rot. Und die erscheint tatsächlich im Kloster zum Gebet, Antonia (Josephine Japy). Der Mönch ist angetan von ihr, geheimes Verlangen wird geschürt. "Die Liebe ist eine Bürde", heisst es einmal. Ambrosio erfährt sie auf unheilvolle Weise.

Huldigung und Hingabe, Askese und Anbetung, Verführung und Verdammnis - das war die Welt um 1600. In Spanien regieren rigide Kirchenzucht und strenge Sittengebote, Unterdrückung und Scheinheiligkeit. Die katholische Kirche ist eine Macht. Doch das ist kein zentrales Thema des Films - ganz im Gegensatz zur Buchvorlage. Hier geht's um Leidenschaft, menschliche Schwächen und teuflische Verführung. Auch in einer Nebenhandlung: Die junge Kapuzinerin Agnès (Roxane Duran) vom Nachbarkloster ist in Christobal verliebt und gibt sich ihm hin. Doch die Schwester Oberin (Geraldine Chaplin) ist gnadenlos. Agnès wird verdammt, sie endet im Kerker.

Der Franzose Dominik Moll hat die gleichnamige Gothic Novel des britischen Schriftstellers und Bühnenautors Matthew Gregory Lewis verfilmt, die 1796 veröffentlicht wurde. Während der Roman zwei Erzählstränge verfolgt, nämlich das Schicksal der verliebten Agnès und das des Mönchs, konzentriert sich der Film ganz auf Ambrosio. Er ist Urheber, Leitfigur, Täter und Opfer und wird durch Vincent Cassel exzellent verkörpert. Dass der Teufel dabei eine perfide Rolle spielt, versteht sich von selbst. Ein düsteres Drama um Liebe, Lust und Last - für alle, die sich gern auf einen höllischen, unheilvollen Trip einlassen.

15.03.2012

3

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