Mama Africa Finnland, Deutschland, Südafrika 2011 – 90min.
Filmkritik
Gefeiert, bewundert und vertrieben
Ihre Rede vor der UNO gegen das Apartheid-Regime Südafrikas ist legendär: Miriam Makeba war nicht nur der erste afrikanische Superstar, sondern auch eine Menschenrechtlerin. Mika Kaurismäki porträtiert die engagierte Sängerin.
Die Vorbereitungen für den Dokumentarfilm hatten begonnen, als Kaurismäki 2008 den erschütternden Anruf erhielt: Miriam Makeba war kurz nach einem Benefizkonzert für Roberto Saviano an Herzversagen gestorben. Der Regisseur machte den Film trotzdem, obgleich er das Konzept ändern musste. Anhand von Archivaufnahmen und Gesprächen mit Menschen aus Makebas Umfeld wird der Werdegang der unbekannten Dancehall-Sängerin zum Weltstar aufgewickelt. Dabei setzt Kaurismäki weniger auf eine chronologische Struktur. Vielmehr stellt er Makebas Charisma und Menschlichkeit ins Zentrum - wiederkehrende Themen bei seinen Interviewpartnern, vom Ex-Ehemann und der Enkelin, Freunden und Bandmitgliedern bis hin zu Stars wie Harry Belafonte, der Makebas Karriere in den USA förderte.
Zeitlebens machte die 1932 geborene Sängerin die Erfahrung, verstossen zu werden. Ende der 50er-Jahre wurde sie jahrzehntelang aus ihrer Heimat verbannt wegen ihrer Rolle in einem Anti-Apartheid-Film. In den USA landete sie zwar mit "Pata Pata" einen Welthit. Aber am Tag nach ihrer Heirat mit dem Anführer der Black-Panther-Bewegung waren sämtliche Konzerte abgesagt, Makeba fiel in Ungnade. Trotzdem hörte sie nie auf, sich gegen Diskriminierung einzusetzen, und ihr Engagement in ganz Afrika trug ihr den Namen "Mama Africa" bei: Makeba war nicht nur Sängerin, sondern auch Menschenrechtlerin und Politikerin, obwohl sie letzteres ungern hörte: Sie singe, sagte sie, nicht über Politik, sondern die Wahrheit.
So kämpferisch sich Makeba gab - persönlich litt sie stark unter dem frühen Tod ihrer Tochter und der Verbannung aus ihrer Heimat, in die sie nicht einmal zum Begräbnis ihrer Mutter zurückkehren durfte. Darauf geht der Film nur am Rande ein. Kaurismäki verweilt selten lange bei einem Thema oder einer Person. Das lässt nicht allzu viel Intimität zu. Wichtiger schien dem Regisseur aber, Makebas zahlreiche Facetten zu zeigen. Dabei erstaunt, dass Kaurismäki, bekannt für seine Musikdokumentarfilme, ausgerechnet den musikalischen Aspekt etwas vernachlässigt. Die stilistische Einordnung und die Besonderheiten ihrer Musik oder Makebas musikalische Entwicklung kommen kaum zur Sprache, abgesehen von den jungen Musikern, die vom Einfluss der Sängerin auf ihren Stil berichten.
Obgleich Kaurismäki die Hauptfigur leider nicht mehr miteinbeziehen und über längere Zeit begleiten konnte, bietet sein Porträt einen umfassenden Überblick - mit raren Fotos und mitreissenden frühen Konzertaufnahmen, aber auch mit berührenden Anekdoten von Weggefährten, die an wichtige Schauplätze zurückkehren. Vor allem verflicht Kaurismäki Miriam Makebas Leben eng mit den prägenden politischen Ereignissen, und das ist oft sehr bewegend.
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