Ruhm Österreich, Deutschland, Schweiz 2012 – 103min.
Filmkritik
Emotionsarmer Episodenfilm
Bestsellerliteratur wird oft und gerne verfilmt, was allerdings nicht per se eine gute Idee sein muss. Das zeigt sich wieder einmal am mässig gelungenen Kinofilm-Debüt der Fernsehregisseurin Isabel Kleefeld. Die Verfilmung von Daniel Kehlmanns gleichnamigem Roman ist zwar prominent besetzt, scheitert aber an der filmischen Umsetzung eines komplexen Lesestoffs.
Im episodisch angelegten Roman geht es um höchst unterschiedliche Frauen und Männer, die existenziell einen Punkt erreicht haben, wo radikale Veränderungen anstehen. Auslöser dafür sind fast zufällig anmutende, kleine Ereignisse, die sich teils wechselseitig beeinflussen. In diesem Beziehungspuzzle verzichtet Autor Kehlmann bewusst auf eine durchgehende, in sich geschlossene Handlung. Und auch auf klar definierte, dominierende Protagonisten.
Von diesem Konzept weicht der Film allerdings ab. Die neun Handlungsstränge der Buchvorlage wurden auf sechs abgespeckt, und wohl aus Identifikationsgründen rücken einige Figuren stärker ins Zentrum, etwa der schöngeistige, etwas naive Schriftsteller Leo Richter (Stefan Kurt). Die Ideen für seine Schmusekater-Geschichten liefert ihm die eigene Frau, eine Ärztin. So ist auch die Figur der Rosalie (Senta Berger) entstanden, einer älteren, krebskranken Frau, die mit Hilfe eines schweizerischen Sterbehilfe-Vereins ihrem Leiden ein Ende setzen will. Ein guter Stoff, der bei Richters vorwiegend weiblicher Leserschaft gut ankommt.
Der Schriftsteller bekommt allerdings Probleme, weil es in seiner Beziehung zu kriseln beginnt und die Kunstfigur Rosalie wundersam real wird, neuen Lebensmut schöpft und nicht mehr sterben will. Ein anderer Erzählstrang handelt von einem Ingenieur und Handy-Hasser, der dann doch ein Mobiltelefon kauft. Blöderweise wird ihm allerdings die Telefonnummer des eitlen Schauspielers Karrer (Heino Ferch in einer etwas skurrilen Doppelrolle) zugeteilt, was zu peinlichen Missverständnissen führt.
Ruhm will ein Billardspiel auf dem weiten Feld von virtueller Kommunikation und handfester Alltagsrealität sein, was durchaus seinen Reiz haben könnte. Doch das Vergnügen hält sich in Grenzen, weil im Film für die Vertiefung der Charaktere und der Handlung weder Raum noch Zeit ist. Daran ändert natürlich auch das nervige, exaltierte Spiel des hochkarätigen Darstellerensembles rein gar nichts. Und so bleibt die Erkenntnis: Diese Romanverfilmung hat, salopp gesagt, zu wenig Fleisch am Knochen. Inhaltlich, formal und emotionell.
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