Sport de filles Frankreich, Deutschland 2011 – 101min.
Filmkritik
Ein Pferd, ein Trainer, drei Frauen
Alles Glück auf Erden liegt auf dem Rücken von Pferden: Nach diesem Motto leben die Hauptfiguren in diesem Pferdefilm und machen sich gegenseitig das Leben schwer. Der visuell gelungene, erzählerisch etwas wirre Film der Französin Patrizia Mazuy zeigt drastisch die unschönen Seiten des Pferdesports auf, bei dem es letztlich nur um eines geht: Um sehr viel Geld.
Gracieuse (Marina Hands) ist eine junge Bauerntochter irgendwo in Nordfrankreich und sie verfolgt nur ein Ziel: eine erfolgreiche Dressurreiterin zu werden. Als das ihr versprochene Pferd verkauft wird, schmeisst sie ihren Job auf dem Zuchthof und heuert auf einem Gestüt an, das neben dem Hof ihres Vaters liegt. Hier führt Josephine (Josiana Balasko), die Besitzerin, ein tyrannisches Regime und hält alle ihre Angestellten unter der Knute und lässt sie jederzeit ihre Macht spüren – allen voran den berühmten deutschen Trainer Franz Mann, der sich hierher zurückgezogen hat.
Gespielt wird diese Figur eines alternden Zynikers von Bruno Ganz, und der macht hier in seinem etwa 85. Film das, was er am besten kann: Bruno Ganz spielen, einen angejahrten Mann also, der sich des Ansturms der Damenwelt kaum erwehren kann. Zu den Frauen gehört natürlich die schwerreiche Rennstallbesitzerin Joséphine, sie ist eine schon etwas füllige Matrone in den Sechzigern, eiskalt und hinsichtlich Zynismus nicht ohne. Weiter gibt es die nicht minder reiche amerikanische Dressurreiterin Susan (Amanda Harlech), die es sich in den Kopf gesetzt hat, Franz zu kriegen, koste es, was es wolle. Und dann ist da eben noch besagte Gracieuse, die sich vom einst gefeierten Ex-Bundestrainer Hilfe bei ihrer Karriere erhofft. Dreimal darf man raten, mit wem Ganz am Ende des Films von Dannen zieht, der Zukunft entgegen.
Bis es so weit ist, werden diese Konvulsionen der Herzen von der Kamera Caroline Champetiers visuell überzeugend umgesetzt, und in den zahlreichen Sequenzen, da die zu allem entschlossene junge Gracieuse "ihr" Pferd zureitet, zeigt sich die ganze Meisterschaft dieser erfahrenen Kamerafrau. Es sind die häufigen Reitszenen mit einer sich fast ständig in Bewegung befindlichen Gracieuse, die aus Sport de filles“ weit mehr machen als ein ziemlich gewöhnliches Drama um einen alten Mann mit drei Frauen, und die Art und Weise wie Patricia Mazuy und Caroline Champetiers die bildnerischen Möglichkeiten der Bewegungen des Pferdes voll ausschöpfen, erinnern von ferne an einen Boxerfilm: Auch dort gibt es den rein körperlichen Kampf um alles oder nichts und eine unendliche Fülle von Muskeln, die in faszinierender Weise stets in Bewegung sind.
Die Musik in Sport des filles stammt vom berühmten John Cale. Der Ex-Frontmann von Velvet Underground steuert hier einen Soundtrack bei, der als Country-angehauchter Gute-Laune-Gitarren-Rock jeweils in den unpassendsten Momenten ertönt und dabei für gewisse Irritationen sorgt. Was für diesen Pferdefilm der besonderen Art aber gar nicht so unpassend ist.
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