Thor USA 2011 – 114min.
Filmkritik
Donnergott im Wüstenkaff
Paramount bringt eine weitere Figur aus dem Marvel-Universum ins Kino. Doch im Falle von Thor scheinen die Erwartungen erstaunlich verhalten. Wohl auch, weil es der Donnergott in Sachen Popularität nicht mit Spider-Man oder Hulk aufnehmen kann.
Zur Erklärung also: Der blonde Hüne Thor (Chris Hemsworth) aus dem Götterreich Asgard ist der Sohn des in einer fernen Galaxie herrschenden Odin (Anthony Hopkins). Zum Missfallen seines Bruders Loki (Tom Hiddleston) soll Thor nun selbst den Thron besteigen. Doch als der Heißsporn mit einer unbedachten Aktion das ganze Volk in Gefahr bringt, verbannt ihn sein Vater - und entzieht ihm neben seinem mächtigen Hammer Mjolnir auch alle göttlichen Kräfte.
Einigermaßen hilflos verschlägt es Thor ausgerechnet auf die Erde, wo er der Wissenschaftlerin Jane (Natalie Portman) vor die Füße fällt. Irritiert vom seltsamen Verhalten des Fremden hilft man ihm trotzdem bei der Suche nach seinem Hammer. Die Zeit drängt, denn während ihnen finstere Regierungsbeamte auf den Fersen sind, ist in Asgard eine Verschwörung im Gange, die auch die Menschheit bedroht, weswegen Thor dringend seine Fähigkeiten zurückerlangen sollte.
Man muss weder mit den Comics noch mit den ihnen zu Grunde liegenden nordischen Sagen vertraut sein, um festzustellen, dass Thor zumindest eines ist: ein visuelles Erlebnis. Die Spezialeffekte sind von erstklassiger Qualität, von den 3D-Bildern lässt sich erfreulicherweise das Gleiche sagen. Dass hinter der Kamera mit Kenneth Branagh jemand saß, der mehr ist als ein an Computerspielen erprobter Auftragsarbeiter, macht sich in zahlreichen interessanten Kamerawinkel oder -fahrten ebenfalls bezahlt. Schade nur, dass er der Story nicht die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt zu haben scheint.
Den anfänglichen Szenen im Götterreich merkt man an, wie heimisch sich Branagh in königlichen Dramen um übermächtige Väter, aufbrausende Krieger und rivalisierende Brüder fühlt. Doch diesen intergalaktischen "Shakespeare light" mit Thors menschlichen Erlebnissen im öden Wüstenkaff überzeugend unter einen Hut zu bringen, fällt ihm wesentlich schwerer. Leidtragende ist dabei vor allem Oscar-Gewinnerin Natalie Portman, die mit einer selbst nach Comic-Maßstäben enorm belanglosen Frauenfigur gestraft ist.
Das Hauptproblem von Thor ist aber womöglich doch sein Protagonist, verkörpert vom zum Muskel-Dreieck aufgepumpten Sunnyboy Hemsworth. Ihm fehlen im Vergleich etwa mit Iron Man Robert Downey Jr. einfach die reizvollen Ecken und Kanten.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung