Anleitung zum Unglücklichsein Deutschland 2012 – 87min.
Filmkritik
Blechschmid, ledig, sucht
Tiffany hätte eigentlich alles zum Glücklichsein - ausser einen Mann an ihrer Seite. Bloss: Wie erkennt man den Richtigen? Deutsche Komödie mit ernsten Untertönen.
Tiffany Blechschmid (Johanna Wokalek) betreibt in Berlin in Feinkostgeschäft. Noch immer wartet sie auf das große Glück und den richtigen Mann. Aber würde sie ihn denn überhaupt erkennen, wenn er in ihr Leben treten würde? Das ist die Frage, die sie sich stellt, als sie gleich drei hoffnungsvollen Aspiranten begegnet: einem Klavierlehrer, einem Polizisten und einem Fotografen. Als wäre das nicht schon verwirrend genug, erscheint ihr auch ständig ihre tote Mutter, die sie mit Lebensweisheiten heimsucht. Dabei möchte Tiffany doch nichts anderes, als endlich glücklich zu werden.
Ihr neuer Film führt Sherry Hormann auf komödiantische Pfade - allerdings nicht nur. Anleitung zum Unglücklichsein ist mal witzig und amüsant, dann wieder berührend und tragisch. Gänzlich homogen gestaltet sich das nicht, und manches kommt richtig albern daher. Das gilt vor allem für die eingebildeten Gespräche der Hauptfigur mit ihrer toten Mutter. In diesen Momenten wirkt sogar Johanna Wokalek sehr verloren, dabei ist die eher aufs ernste Fach abonniert.
Anleitung zum Unglücklichsein lebt von seinem starken Ensemble, selbst die störende Mutterrolle gewinnt durch Iris Berben. Am Ende ist es aber dann doch einfach des Guten zu viel. Dass man der Hauptfigur gleich drei mögliche Mr. Right-Kandidaten zuschanzt, mag in der Theorie ansprechend sein, in der Umsetzung wirkt es überfrachtet. Und schlimmer noch: Angesichts dieses Interesses für Tiffany kann man nicht umhin sich zu wundern, wieso es bisher so schwer für sie war, einen Mann zu finden.
Vielleicht muss man sich solche Hintergedanken aber auch verkneifen. Denn Anleitung zum Unglücklichsein garantiert durchaus gute Unterhaltung mit starken Darstellern, der Film bedient die emotionale Klaviatur des Publikums. Mag der Gefühlswechsel auch nicht immer gelungen sein, Wirkung erzielen die einzelnen Sequenzen durchaus. Nur mehr als die Summe seiner Teile wird aus diesem Film leider nicht.
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Kommentare
Ein wunderbares Märchen, das von einer großartigen Johanna Wokalek getragen wird. Sie heißt Tiffany Blechschmid, hat ein Restaurant und kommt ein wenig wie Amelie daher. Der Titel ist etwas irreführend, denn Tiff will ja eigentlich glücklich sein. Doch gleich zu Beginn weist der Off Kommentar die Zuschauer in die richtige Richtung. Es gibt jede Menge Sinnsprüche in Bezug auf Glück wie ‘Wenn ich auf mein Unglück trete, stehe ich höher‘ oder ‘Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist‘. Dafür ist Zulieferer und Küchengehilfe Benno (David Kross kreiert hier einen echten Typen) und Nachbar Paul (Michael Gwisdek) zuständig. Aus dem Promi-Ensemble ragt besonders Iris Berben als Tiffanys Mutter heraus. Eigentlich ist sie ja schon gestorben, liegt aber bisweilen im Bett neben ihrer Tochter, wenn diese gerade versucht Liebe zu machen. Beim zweiten Anlauf klappt es ja dann endlich mit dem Fotografen Thomas (Itay Tiran). Er hat einen Hund (Basset) und sie einen Vogel (Tukan). Richy Müller als Mutters Lover mit Suizidneigung bringt etwas Melodramatik ins Spiel.
Die eigenartige Komik kommt vom distanziert ironischen Kommentar, der wohl dem Original von Watzlawick nachempfunden ist und den märchenhaften Träumereien der Heldin. Indem das Unglücklichsein konterkariert wird, wird Tiffany am Ende notgedrungen glücklich. Dem Zuschauer ergeht es ebenso. Es wird ein leicht schwereloser Zustand erreicht, in dem es eigentlich keine fortlaufende Handlung gibt, nur einen Anleitung und eine Suche nach dem Glück, in das man dann ohne es zu wollen wie Tiffany hineinstolpert.… Mehr anzeigen
Die deutsche Version von Amélie - kommt bei Weitem nicht an Amélie heran, ist aber ganz unterhaltsam und Iris Berben ist schlicht und einfach grossartig!
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