The Bachelorette USA 2012 – 91min.
Filmkritik
Die Nacht davor
Natürlich kann der Vergleich nicht ausbleiben. Wer über Bachelorette spricht, erwähnt auch den letztjährigen Sensationserfolg Bridesmaids. Eine Hochzeit, ein paar Brautjungfern sowie deftiger Humor von und mit Frauen - da muss es doch jede Menge Parallelen geben. Doch sagen solche Gedankenspiele viel mehr aus über den immer noch auffälligen Mangel an vermeintlichen "Frauenkomödien" als über die beiden Filme selbst.Die inhaltlichen Ähnlichkeiten jedenfalls bleiben oberflächlich. Die Hochzeit von Becky (Rebel Wilson) ist es in Leslye Headlands Bachelorette, die ihre drei High School-Freundinnen von früher auf den Plan ruft. Kontrollfreak Regan (endlich mal wieder witzig: Kirsten Dunst) darf als Trauzeugin vom Probedinner über den Junggesellinnenabschied bis hin zum Brautkleid alles organisieren, während die intellektuell schlichte, aber stets gut gelaunte Katie (Isla Fisher) und die verbittert-verkokste Gena (Lizzy Caplan, eine wunderbare Neuentdeckung) vor allem aufs Feiern aus sind. Die Wiedersehensfreude hält allerdings nicht allzu lange, denn unverarbeitete Kränkungen und Ex-Freunde aus der gemeinsamen Schulzeit machen die letzten Stunden vor der Trauung zu einer Horrornacht. Von jeder Menge Drogen und einem kaputten Kleid ganz zu schweigen.Viel mehr als die Figuren in Bridesmaids ist das Protagonistinnen-Trio in Headlands Debüt ein auf den ersten Blick reichlich unsympathischer Haufen. All die Enttäuschungen, Widersprüche und Fehltritte ihres Lebens liegen unter narzisstischem Egoismus, vulgärer Toughness und mangelnder Reflexion begraben, was die vom Theater kommende Regisseurin weder verurteilt noch beschönigt und zum Ende auch nur sehr bedingt in Richtung Läuterung treibt. Stattdessen entdeckt sie - deftig, vulgär, aber auch gnadenlos hintersinnig - das Komische an ihren auf die Spitze getriebenen, aber sehr glaubhaften Charakteren. Geschockt sein kann man davon eigentlich nur, wenn man Hollywoods von Katherine Heigl oder Kate Hudson verkörpertes Frauenbild aus sonstigen Hochzeitskomödien für die Realität hält.Bachelorette birgt sehr viel mehr Düsternis und Abgründigkeit in sich als Bridesmaids, ein mit großartigem komödiantischem Timing gesegnetes Ensemble aber haben die beiden Filme tatsächlich gemein. Und noch etwas lässt sich an beiden beobachten: Dass Frauen im Komödienkino selbstverständlich zugestanden wird, genauso komplex, fehlerhaft und brüllend komisch sein zu dürfen wie die Männer, ist noch immer eine Seltenheit.
Dein Film-Rating
Kommentare
Habe mir den Film etwas lustiger vorgestellt. Und ist meiner Meinung nach eher etwas für Frauen.
Ich fand ihn auch amüsant und ich war nicht so entsetzt wie die restlichen Personen im Kino. Wesentlich besser als Hangover meiner Meinung nach. Leider konnte ich es nicht so richtig geniessen, weil die anderen so bruskiert waren; -))
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