Beyond the Hills Rumänien 2012 – 150min.

Filmkritik

Die barmherzigen Exorzistinnen

Filmkritik: Eduard Ulrich

Cristian Mungiu knüpft mit seinem mittelalterlich anmutenden Drama an seinen Erfolg 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage an: Hier wie dort geht es um das Schicksal einer jungen Frau, die in die Mühle äußerer Zwänge gerät, und um die Asymetrie einer Frauenbeziehung mit tragischen Folgen. Wie in seinem phänomenalen Vorläufer setzt er ganz auf die Qualität seiner ausgezeichneten Besetzung, inszeniert dokumentarisch-trocken und zieht sein Publikum ohne ablenkende Effekte in den Bann der düsteren, beklemmenden Atmosphäre.

Die von einem rumänischen Gerichtsfall inspirierte Geschichte zeichnet sich bald deutlich genug ab, um sie extrapolieren zu können, dennoch vermag sie uns zu fesseln. Alina besucht ihre ehemalige Zimmergenossin Voichiţa vom Waisenhaus in einem Minikloster, das hinter Hügeln nicht weit von einer Kleinstadt entfernt liegt. Alina arbeitet in Deutschland, ist dort aber alleine und vermisst ihre Freundin so sehr, dass sie sie überreden möchte, zu ihr nach Deutschland zu kommen.

Voichiţa hat sich allerdings inzwischen stark verändert, ist zur Novizin in einem offenen, noch jungen Kloster geworden und möchte umgekehrt Alina dort einen Platz verschaffen. Alina besitzt einen klaren Verstand, durchschaut die Problematik des auf Gehorsam und Unterordnung gründenden Klosterlebens, ihre Psyche ist aber nicht stabil, so dass sie nicht von ihren rationalen Erkenntnissen profitieren kann. Das Wechselspiel der mal aufmüpfigen, mal demütigen Alina hält nicht nur die kleine Schar der jungen Nonnen auf Trab, es treibt auch eine fatale Dynamik an, der sich nicht einmal die mitleidende Voichiţa entziehen kann.

Mungiu hat wiederum zwei sehr starke Hauptdarstellerinnen gefunden, die seine Inszenierung tragen und es ihm erlauben, auf Hintergrundmusik und schnittechnische Tricks zu verzichten, um die Wirkung zu verstärken. Das Kloster gleicht einem mittelalterlichen Gehöft und wurde eigens für die Dreharbeiten aufgebaut. Mit besonderer Sorgfalt wurde auch die Tonspur geschaffen, die bereits in der ersten Szene bei schwarzem Bild zeigt, wo die Musik spielt. Als kontrastreichen Gegenpol zum klösterlichen Kosmos benutzt Mungiu, aus dessen Feder auch das Drehbuch stammt, kurze Ausflüge in die Kleinstadt, in der das moderne Leben pulst und in der niemand ahnt, was sich hinter den Hügeln abspielt. Mungiu ist so erneut ein packendes Werk gelungen, auch wenn dessen Relevanz für das säkulare West- und Mitteleuropa nicht so hoch sein dürfte wie für sein Heimatland Rumänien.

16.04.2013

5

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

durchschnittlich


selinaburri

vor 11 Jahren

Der Wahnsinn! Ein Meisterwerk! (wie kann man so ein film, so krass gut gespielt etc etc langweilig finden?????????????????)


caminovie

vor 11 Jahren

Filme sind Geschmackssache. Mein Geschmack war es nicht. Langweilig inszeniert und sehr dünne Handlung. Schade. Ein Stern für "Rumänienreise" in Filmform. Immerhin.


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