Dredd Indien, Grossbritannien, USA 2012 – 95min.
Filmkritik
Grimmiges Spektakel
Judge Dredd mit Silvester Stallone war Mitte der 90er Jahre alles andere als ein Erfolg. Nun wagt man sich ein zweites Mal an eine Filmversion der britischen Comic-Anthologie. Das Ziel war dabei von vornherein klar: Der neue Dredd sollte sich stärker an der Vorlage orientieren.
Die nahe Zukunft: In Mega City One, einer Stadt mit 800 Millionen Einwohnern, sorgen die Judges als Polizisten, Richter und Henker für Recht und Ordnung. Dredd (Karl Urban) und seine junge Kollegin Anderson (Olivia Thirlby) untersuchen einen dreifachen Mord in einem riesigen Wohnkomplex. Dort betreibt Ma-ma (Lena Headey), die Anführerin einer Gang, ein riesiges Drogenlabor. Da sie sich von den Judges nicht hochnehmen lassen will, bleibt ihr nur ein Ausweg: Sie versiegelt das Gebäude und bläst zum Angriff.
Dredd erliegt nicht der Versuchung, zu viel auf einmal zu wollen. Die Mythologie der Vorlage ist gewaltig, sie in einen ersten Film zu stopfen, hätte nur zu Überfrachtung geführt. Stattdessen konzentriert man sich auf eine simple Geschichte, mit der man Dredd und seine Welt in einem knallharten Action-Crescendo vorstellt. Autor Alex Garland und Regisseur Pete Travis haben begriffen, was die Stärken der Vorlage sind. Diese werden konsequent umgesetzt, bis hin zu Dredds Eigenart, den Helm niemals abzunehmen. Sein Gesicht soll man nicht sehen – ein Sinnbild für die gesichtslose Justiz.
Karl Urban ist dennoch charismatisch, wenn auch unnahbar. Für die leichtere Identifikation ist seine Kollegin zuständig, denn dank eines Storykniffs muss sie keinen Helm tragen. Darum ist Olivia Thirlby der emotionale Anker für den Zuschauer – der vielleicht einzige Mensch mit Gefühlen in dieser desolaten Welt der Gewalt.
Scheint die Geschichte auch Anleihen beim indonesischen The Raid zu nehmen, so ist Dredd doch der dichtere Film, der seinen Plot nicht nur als Vehikel für die Action nutzt, sondern auch die Figuren entwickelt. Im Vordergrund steht aber natürlich handfeste Action, die selbst deutlich teurere Blockbuster recht armselig aussehen lässt. Zudem überzeugt der Film durch famoses 3D, das durch eine Entschleunigung der Bilder noch eindringlicher wirkt.
Dredd ist kompromissloses Action-Kino mit Ecken und Kanten. Die satirischen Momente der Vorlage werden zwar samt und sonders ausgespart, der grimmige Humor, der Judge Dredd auszeichnet, ist aber auch hier enthalten – dargeboten in den kernigsten One-Linern, die man seit langem im Kino hören durfte. Dredd ist eine Stilübung in Simplizität, ein auf das Notwendigste komprimierter Film, Kino in seiner pursten Form - ein grimmiges Spektakel.
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Kommentare
Wirklich berauschende Bilder. Im Mittelteil wird für meinen Geschmack etwas zuviel belanglos herumgeballert aber das Finale hat es dafür in sich. Toll. Ich hoffe, dass es doch noch zu einer Fortsetzung kommt, auch wenn das Einspielergebnis wenig berauschend war.
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