On the Road Frankreich, Grossbritannien, USA 2012 – 140min.

Filmkritik

Schön fürs Auge

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Walter Salles verfilmt den gleichnamigen Kultroman von Jack Kerouac. Visuell macht das durchaus etwas her, flach ist es trotzdem.

Lange sah es so aus, als sei On the Road, der als eines der wichtigsten Manifeste der Beat-Generation gilt, unverfilmbar. Verdammt lange, denn eigentlich dachte Kerouac selbst schon im Erscheinungsjahr 1957 an eine Verfilmung und schrieb sogar seinem Wunschhauptdarsteller Marlon Brando einen Brief. Doch der Oscar-Gewinner reagierte nie auf Kerouacs Anfrage und die Pläne verliefen im Sande. Erst 1979, zehn Jahre nach Kerouacs Tod, sicherte sich Francis Ford Coppola die Filmrechte. Im Laufe der Zeit versuchten sich zahllose Autoren an einem Drehbuch, Regisseure wie Joel Schumacher und Gus van Sant wurden ins Spiel gebracht, Schauspieler wie Brad Pitt, Ethan Hawke oder Colin Farrell sollten die Hauptrollen spielen. Und als schließlich mit Walter Salles alles unter Dach und Fach zu sein schien, sorgte die Weltwirtschaftskrise für eine letzte Verzögerung.

Nun aber kommt der von Coppola mitproduzierte Film des Brasilianers tatsächlich in die Kinos und bleibt dabei der Vorlage einigermaßen treu. Im Zentrum steht Sal Paradise (Kerouacs Alter Ego, gespielt von Sam Riley), der melancholische, immer wieder mit dem Leben ringende Schriftsteller. Für den Ausbruch aus seiner Schreibblockade genauso wie aus dem intellektuellen, aber immer noch bürgerlich geprägten Alltag bei Muttern sorgt Dean Moriarty (Garrett Hedlund), die literarische Version des Lebemanns und Beatniks Neal Cassady.

Dean, der mit seinem neuen besten Freund bald durchs ganze Land reist, ist so ziemlich das Gegenteil von Sal: übersprudelnd vor Lebenslust, alles andere als verkopft, wagemutig und freiheitsliebend. Die beiden liegen bald mit den gleichen Frauen (und einander) im Bett, tanzen zu schwarzer Jazz-Musik und schauen auch bei Old Bull Lee (Viggo Mortensen als William S. Burroughs-Version) vorbei. Für Sal bleibt nichts wie es mal war...

Salles, der sich spätestens seit The Motorcycle Diaries mit dem Unterwegssein auskennt, findet wunderschöne Bilder für den Roadtrip der beiden Freunde und ihrer wechselnden Reisebegleiter (u.a. Kristen Stewart und Kirsten Dunst) durch die USA der 50er Jahre. Auch atmosphärisch gelingt ihm über weite Strecken ein gelungenes Bild jener Zeit des Aufbruchs, die unauflöslich mit dieser tiefen, komplizierten Männerfreundschaft verknüpft ist. Den emotionalen Abgründen dieser Beziehung allerdings wird Salles kaum gerecht, ebenso wenig der intellektuellen und gesellschaftspolitischen Bedeutung der Beat-Bewegung, deren Anfänge in On the Road immerhin aufgespürt werden. Insofern gilt das Urteil "unverfilmbar" also vielleicht auch nach diesem visuell gelungenen, aber etwas flachen Film noch immer.

18.02.2024

3

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Kommentare

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sunnychili

vor 11 Jahren

Schlechtester Film aller Zeiten. Völlig unnötige und langweilige 137 min. Story sowas von langweilig und unsinnig. Fazit: Kann ich nicht empfehlen.


anabah

vor 11 Jahren

Der Film fängt die Stimmung der späten 40er- und frühen 50er-Jahre sehr gut ein. Tolle Autos und Landschaftsbilder sind zu sehen. Leider ist die Handlung etwas unübersichtlich und wie "zersplittert"; man muss gut aufpassen, dass man den Faden nicht verliert. Manchmal fragt man sich, warum fahren die jetzt da oder dort hin... Solche Losertypen wie Dean Moriarty gibt es tatsächlich auch in unserer Welt.
Der Film ist aber gut besetzt, besonders Kristen Stewart hat mir sehr gefallen. Das Buch habe ich nicht gelesen, sollte ich aber wohl!Mehr anzeigen


Filmenthusiast

vor 11 Jahren

Er isch speziell, en Iiblick id 40-ger, eigentlich empfehlenswert, aber glichziitig isch er auch ziemlich langatmig er zieht sich hii, d'Luft im chline Riff Raff 2 Kinosaal isch immer wärmer und dicker wordee, em Endi bin i froh gsi, dass de Film endlich fertig gsi isch Empfehlig: Göhnd de Film lieber am Mäntigobe go luege, wenn chli Saal ziemlch leer isch.Mehr anzeigen


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