ParaNorman USA 2012 – 93min.

Filmkritik

Im Reich der untoten Witze

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Animationsfilmer, die mit Puppen spielen, scheinen einen leichten Hang zu makaberen Geschichten zu haben. Zumindest kommen nach den tanzenden Skeletten in The Nightmare Before Christmas und Corpse Bride und der Parallelwelt in Coraline auch in ParaNorman übernatürliche Elemente vor. Die animierte Horrorkomödie vermag durch perfekte Technik und liebevolle Atmosphäre zu gefallen, leidet aber unter einer etwas trägen Inszenierung und verstaubtem Humor.

Der schüchterne 11-jährige Norman sieht sich gerne Horrorfilme an und unterhält sich dabei mit seiner Grossmutter. Die ist eigentlich schon lange gestorben. Doch Norman hat eben die besondere Fähigkeit, mit Geistern sprechen zu können. Von seinen Mitschülern wird er deswegen als "Freak" bezeichnet. Aber Norman hat ganz andere Sorgen, denn er sieht immer wieder schreckliche Visionen von lebenden Toten aus der unrühmlichen Vergangenheit seiner Heimatstadt. Dort wurde im 18. Jahrhundert eine vermeintliche Hexe hingerichtet, die sich nun durch die Auferstehung von lebenden Toten rächen will.

Die Ausgangslage des schaurig schönen Stop-Motion-Films ist reizvoll. Leider halten sich die Filmemacher Chris Butler und Sam Fell nicht wirklich konsequent daran. Die lebenden Toten und die anderen Geister, mit denen Norman sich unterhalten kann, dürften sich eigentlich gar nicht wirklich voneinander unterscheiden. Doch kaum tauchen die lebenden Toten auf, sind die übrigen Geister plötzlich wie vom Erdboden verschwunden.

Ausserdem bekunden die Regisseure mit wenigen Ausnahmen einige Mühe damit, den Humor genügend spritzig zu inszenieren. Erstaunlich ist das nicht wirklich, denn einige der Witze sind mindestens so alt wie die Leichen aus dem 18. Jahrhundert. So schwerfällig die Inszenierung des biederen Humors ist, so verspielt und faszinierend sind die Gestaltung und die technische Umsetzung des Films. Die leicht schräge Architektur der Gebäude und der Fahrzeuge bieten besondere Freude. Auch die zahlreichen verspielten Details und Anspielungen auf Klassiker des Genres sorgen für köstliche Momente.

ParaNorman ist also ein technischer Hochgenuss, der auf der inhaltlichen Ebene nicht dieselbe Leistung erreicht. Das Dilemma, in dem sich die Stop-Motion-Fans befinden: Weil nur so wenige Filme in dieser Technik produziert werden, bleibt fast nichts anderes übrig, als sich ParaNorman dennoch anzuschauen. Ansonsten verschwindet diese Kunstform nach einer kurzen Renaissance bald wieder komplett von den Kinoleinwänden. Wer übrigens das Ende des Abspanns abwartet, darf noch sehen, wie in Zeitraffer ein Norman entsteht.

08.03.2024

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 9 Jahren

Abgesehen von der Machart ist hier nur wenig Aussergewöhnliches zu entdecken.


thomasmarkus

vor 12 Jahren

Für Zombies ist unsere Welt der Horror -
ketchupquillendes BigMac-Zeugs... weniger ein Kinderfilm als ein Spiegel für Erwachsene / die Gesellschaft.
Humorvoller und weniger gruselig als seinerzeit die Spinnenmutter (Name des Film mir entfallen)


sno1982

vor 12 Jahren

nichts für die kleinen und nur in teilen was für grosse Horror Fans.
hat nicht die Dichte von Caroline


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