To Rome with Love Italien, Spanien, USA 2012 – 111min.

Filmkritik

Ewiger Regisseur in der Ewigen Stadt

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Längst hat man sich daran gewöhnt, dass Woody Allen seiner Heimat New York mehr oder weniger den Rücken gekehrt hat. Stattdessen tourt er auf den Spuren großzügiger Produzenten durch Europa, wo sechs seiner letzten sieben Filme entstanden. Nun kommt mit To Rome With Love ein weiterer hinzu, für den Allen erstmals in Italien drehte.

Wirklich loslassen kann der 76-jährigen sein New York aber natürlich nicht, und so begegnen wir auch in der Ewigen Stadt jeder Menge neurotischer Bildungsbürger aus Manhattan, die mit ihren emotionalen und intellektuellen Befindlichkeiten ringen. Weil To Rome With Love sich als Episodenfilm entpuppt, sind es derer sogar bemerkenswert viele. Ein junger Architekturstudent (Jesse Eisenberg) etwa, der nicht nur seinem großen Vorbild (Alec Baldwin) über den Weg läuft, sondern auch in eine Liebes-Zwickmühle gerät, als seine Lebensgefährtin (Greta Gerwig) Besuch von ihrer besten Freundin (Ellen Page) bekommt. Oder Opern-Regisseur Jerry (Woody Allen, erstmals seit Scoop wieder selbst vor der Kamera), der samt Ehefrau (Judy Davis) nach Italien reist, um den Verlobten ihrer Tochter kennenzulernen. Dazu kommen weitere Einheimische, vom Durchschnittsbürger Leopoldo (Roberto Benigni), der durch eine Laune des Schicksals plötzlich zur Berühmtheit wird, bis zu einem frisch Verheirateten, der von einer Prostituierten (Penélope Cruz) in Versuchung geführt wird.

Die Themen, die Allen in den unzusammenhängenden und zeitlich irritierend strukturierten Vignetten durchdekliniert, sind die gleichen, die ihn schon seine gesamte Karriere über beschäftigen: Ruhm und Erfolg, Altern und Tod, Verführung und Beziehungsalltag. Garniert wird das Ganze mit jeder Menge Verweisen an feuilletonistische Allgemeinplätze aus den Bereichen Literatur, Oper oder Architektur, erzählt wird mit einer leichtfüßigen Mischung aus Albernheit und Satire, Melancholie und skurrilem Surrealismus. So weit, so erwartbar. Dass die Dialoge des vierfachen Oscar-Gewinners nicht mehr viel damit zu tun haben, wie Menschen im wirklichen Leben sprechen, ist dabei eine Sache. Dass sie in seinen schwächeren Filmen – und zu denen gehört To Rome With Love ohne Frage – aber nur noch nach einem zweitklassigen Allen-Imitator klingen, ist allerdings ein andere, sehr viel schwerwiegendere. Viel zu schnell wird so die papierne Figurengestaltung offensichtlich, der es auch nicht zuträglich ist, wenn gute Schauspieler wie etwa Ellen Page derart unglücklich besetzt sind.

So ähneln Allens Filme letztlich den stetigen Kurzurlauben in der hier konventionell, aber betörend bebilderten italienischen Hauptstadt. Man kennt eigentlich alles und ist auch immer wieder von manchem Detail genervt. Aber trotzdem ist es doch nett genug, um jedes Jahr aufs Neue wiederzukommen.

18.02.2024

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Kommentare

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1234jopy

vor 9 Jahren

Einer der besten Woody Allen Filme seiner Europa Reihe.


Pitufina

vor 12 Jahren

Spezieller Humor, wird alles auf die Schippe genommen. Leicht und amüsant.. Woody halt


palomino777

vor 12 Jahren

Irgendwie werden wir gerade mit Woddy Allens' Hommage an europäischen Hauptstädten überschwemmt... nicht immer so gut wie gewohnt von Allen aber immer noch besser als die meisten anderen Filme dieses Genres.


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