Zarafa Frankreich 2012 – 79min.

Filmkritik

Die Fesseln sprengen

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Eine junge Giraffe wird um 1827 von Afrika nach Paris verfrachtet und da zur Publikumssensation. Ein afrikanischer Bub folgt ihr und will sie befreien. Der französisch-belgische Animationsfilm erzählt eine Kolonialgeschichte, die von Freundschaft, Freiheit und Sensationsgier handelt. Ein Kinderfilm - auch für Erwachsene.

Zu Kolonialzeiten machte man sich gern exotische Tiere zum Geschenk. Überliefert ist die Geschichte eines Elefanten, der von Indien zum Kaiserhof in Wien verfrachtet wurde; der Schweizer Karl Saurer ist in seinem Dokumentarfilm Rajas Reise den Spuren jenes verschenkten Dickhäuters gefolgt. Nun begab sich um 1827 ein ähnlicher Fall: Der ägyptische Pascha suchte Hilfe beim französischen König Karl X. gegen die Türken, die Ägypten bedrängten. Der Nubier Hassan hatte die Idee, den französischen Herrscher mit einem Geschenk zu beeindrucken. Es sollte eine Giraffe sein, und die wurde zur Attraktion im neuen Pariser Jardin des Plantes.

Das ist das historische Fundament, auf dem die abenteuerliche Reise des afrikanischen Knaben Maki, des Wüstensohns Hassan, des Ballonfahrers Malaterre sowie der tibetischen Zwillingskühen Mounh und Sounh, die als lebende Trinkquelle für die Junggiraffe Zarafa dienen, beruht. Von dieser Episode aus der Kolonialzeit erzählt der Dorfälteste den Kindern - auch um ihnen Mut zu machen.

Der Waisenknabe Maki wird vom Sklavenjäger Moreno gefangen, kann ihm aber entkommen und wird von Giraffen in Obhut genommen. Doch Moreno lässt nicht locker, erschiesst die Mutter der begehrten Junggiraffe. Der Beduine Hassan stoppt Moreno und packt sich Zarafa, um sie nach Frankreich zu verfrachten. Maki hatte der sterbenden Mutter jedoch geschworen, Zarafa in ihr Heimatland zurückzubringen, und bleibt dem Trupp um die entführte Giraffe auf den Fersen.

Der Abenteuerfilm lässt sich nicht mit Produktionen à la Madagascar oder Ice Age vergleichen. Zarafa bietet nicht spektakuläre 3D-Animation, sondern ist ein handwerklich gescheiter Trickfilm im Cinemasope-Format. Dabei verwenden Rémi Bezançon und Jean-Christophe Lie (Regie) sowie Alexander Abela und Bezançon (Buch) viel Liebe und Sorgfalt auf Form, Farbe und Inhalt. Die Abenteuerreise zu Land, zu Luft und Wasser bringt den Kids Spass und Spannung, erzählt aber auch von Unterdrückung und Menschenhandel, höfischem Hochmut und Freiheit. Die Giraffe Zarafa und ihr Freund Maki stehen für Verbundenheit, Vertrauen und Verlässlichkeit.

18.02.2024

4

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