Até ver a luz Schweiz 2013 – 95min.
Filmkritik
Exotische Existenzen und deliröse Dynamik
Basil da Cunha, der Welschschweizer mit portugiesischen Wurzeln, legt als Debüt seine Bachelor-Arbeit an der Haute Ecole d'Art et de Design in Genf vor. Die im lateinamerikanischen Viertel Lissabons angesiedelte Novelle um die ersten 24 Stunden der Rückkehr eines aus der Haft entlassenen etwa 20-jährigen Schwarzen, der noch einige Rechnungen offen hat, verlässt sich zu sehr auf die Attraktion seines skurrilen multiethnischen Personals und auf das Flair des randexistentiellen Milieus und vernachlässigt die Psychologie der Figuren und die Logik der Handlung.
Basil da Cunha wählte das lateinamerikanische Viertel Lissabons als Schauplatz, wo exotische Existenzen in dunkle Geschäfte verwickelt sind und in undurchsichtigen Beziehungen zueinander stehen. Genau um das skurrile Personal dieses Schauplatzes drehen sich die Geschichte und die Kamera. Die Kamera versucht die multiethnische Atmosphäre einzufangen und erreicht dabei einiges.
Die Geschichte um den gerade aus dem Gefängnis entlassenen Sombra ist dagegen zweitrangig. Sombra hat schwarzafrikanische Gene und scheint das Sonnenlicht zu meiden. Dieser Sombra ist nicht viel jünger als der Regisseur und steckt in Schwierigkeiten, er muss Geld zurückzahlen und eintreiben, sein Verhältnis zum Bandenchef und zu seiner Tante regulieren. Da hat sich einiges angesammelt, aber das Drehbuch geht nicht ins Detail. Auch die Figuren werden ohne psychische Tiefe gezeichnet.
Da Cunha konnte mit Kurzfilmen Erfahrung sammeln und er scheint mit seinem ersten Langspielfilm noch nicht bei der größeren Form angekommen zu sein. Sein Werk zerfällt in Episoden, die keine Entwicklung der Figuren ermöglichen, kaum Raum für die Fantasie des Publikums schaffen. Stattdessen wird das Überraschungsmoment zum gestalterischen Werkzeug, und die Logik läuft ins Leere. Dies gilt in besonderem Maße für den Schluss, der es erschwert, dem Ganzen einen Sinn zu verleihen.
Immerhin vermittelt die etwas konfuse Szenenfolge einen Eindruck, wie ihn ein im Drogenrausch Delirierender von alltäglichen Ereignissen gewinnen könnte. Dabei werden keine filmtechnischen Effekte eingesetzt, um diese Wirkung zu erzielen. Potenzial besitzt der Regisseur allerdings noch in der Schauspielerführung: Er könnte das artifizielle Gebaren in einigen betont unrealistischen Szenen verhindern.
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