Die Reise zum sichersten Ort der Erde Australien, Österreich, China, Deutschland, Japan, Schweden, Schweiz, Grossbritannien, USA 2013 – 100min.
Filmkritik
Die Suchmaschinerie
Rund 350'000 Tonnen Atommüll warten rund um den Globus darauf, entsorgt zu werden. Edgar Hagen begibt sich auf die Suche nach der ultimativen Endlagerstelle.
In den 50er Jahren liess die Atomkraft noch vorbehaltslose Zukunftsfantasien blühen. Selbst nuklear betriebene Autos schienen damals nur eine Frage der Zeit. Das Thema Atommüll-Endlagerung wurde dagegen erst einmal auf die lange Bank geschoben. Das änderte sich in den 70ern und rief Charles McCombie auf den Plan. Der schottische Nuklearphysiker, der in der Schweiz lebt, ist Endlagerexperte, und der personifizierte rote Faden von Die Reise zum sichersten Ort der Welt. Von ihm erfahren wir, dass die ideale Endlagerstelle erbebensicher sein muss, und dort Wasser für Abertausende von Jahren nicht in den Kontakt mit dem Müll treten darf. Unentbehrlich ist aber vor allem eins: die kollektive Absegnung des Lagergebietes durch Geologen, Anwohner, Politiker.
Der Schweizer Dokumentarfilmer Edgar Hagen besucht mit McCombie zahlreiche Länder, zieht aber auch alleine um den Globus, um die Thematik in ihrer immensen Breite auszuloten. Der Weg führt unter anderem in die Wüste Gobi, wo die Chinesen ein Endlager einrichten möchten. Die Forscher stehen unter Zeitdruck: In China werden bis 2020 40 neue AKWs ihren Betrieb aufnehmen - eine Tatsache, die den Zuschauer kurz leer schlucken lässt. In den Staaten wiederum ist nach dem Scheitern des Langzeit-Projektes Yucca Mountain keine Lösung in Sicht. Dafür lernen wir einen Politiker kennen, der in New Mexico trotz ungeeigneter Lage den Müll mit Handkuss nähme, solange die Bezahlung stimmt. Amerika eben, ist man versucht zu sagen.
Unvernunft liegt diesem Thema ohnehin zugrunde, wurde es doch lange konsequent verdrängt. Hagen redet aber zumeist mit sehr klugen Vertretern beider Lager, und wechselt behände die Schauplätze, ohne dabei zu starke Verwirrung zu stiften. Erst noch sitzt man in Meetings und Versammlungen in England und der Schweiz; schon findet man sich inmitten der Castor-Proteste in Deutschland wieder. Dann in Schweden, in Japan, und wieder im Aargau. Ein globales Problem wird in diesem Film nicht nur als solches deklariert, sondern auch veranschaulicht.
Pro-Atom ist Edgar Hagens vorzügliche Dokumentation selbstredend nicht. Der Filmemacher aber verzichtet auf Atom-Bashing mit dem Zweihänder, lässt dafür den Status Quo der Endlagerproblematik eine klare Sprache sprechen. Mit Charles McCombie begleitet er die wichtigste Person in dieser Mission, stellt sie richtigerweise aber nicht ins Zentrum. McCombie besitzt ein ruhiges Gemüt, doch erscheint es zuweilen etwas ermattet, nach vierzig Jahren des Suchens nach dem sichersten Ort der Welt. Manche Antworten bleibt er Hagen, dem Zuschauer, sich selbst schuldig. Sein Unwissen ist unser Unwohlsein.
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Kommentare
Einer der besten Dok-Filme zu einem global wichtigen Thema, der "Endlagerung" von radioaktivem Uran-haltigen Abfall. Dieser wird nachfolgende Generationen noch mehrere Jahrtausend Millionen Jahre beschäftigen: Die Halbwertzeit von 235-Uran ist etwa 4000 Millionen Jahre.
Das sind gute 16 Millionen Generationen....
Der Ingenieur aus Schottland bleibt zuversichtlich, eine Lösung zu finden und das stimuliert ihn. Doch sieht, zumindest bisher, die Realität anders aus.… Mehr anzeigen
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