Faith Connections Frankreich, Indien 2013 – 115min.
Filmkritik
Das heilige Mega-SPA
Pan Nalin, der seit Samsara auch in Europa bekannt ist das größte religiöse Fest der Welt mit schönen Bildern, aber ohne Kritik und Skrupel. Massen von Hindus in farbigen Gewändern oder kargen Laken füllen Leinwand und Flüsse, 55 Tage und Nächte wird in Allahabad viel gebadet, meditiert, gegessen, getrunken, geraucht, geredet und wenig geschlafen. Für die mehr als zwei Stunden Material benötigt man eine gehörige Portion Geduld. An Nalins Werk zeigt sich allerdings sehr schön, warum Indien fasziniert, aber auch irritiert und sogar Aversionen wecken kann.
Das größte religiöse Fest der Welt, die Kumbh Mela, wird natürlich in Indien gefeiert. Die inzwischen über 1,3 Milliarden Einwohner sind mehrheitlich religiös, und 2013 reisten im Laufe der 55 Festtage laut Schätzungen rund 100 Badegäste an, um sich am Zusammenfluss von Ganges und Yamuna ins Wasser zu stürzen. An Spitzentagen sollen so rund 30 Millionen gleichzeitig die unsauberen Fluten geflutet haben.
Wie Millionen zusammen in Flüsse aber sich auf die Füße steigen, sieht man in Nalins Semidokumentarfilm sehr gut, der fast alle an diesem Anlass üblichen Aktivitäten mit seinen Kameras einfing und uns vielleicht nur das Urinieren, Defäkieren und Kopulieren ersparte. Jedenfalls schaut er nicht weg, wenn es zu Grobheiten kommt, scheut sich nicht, die fetten Polizisten und die mageren Yogis zu zeigen, die seit jeher das exotische Bild Indiens prägen und einen Teil der westlichen Faszination daran ausmachen.
Pan Nalin hat sich auf einige Teilnehmer konzentriert, die er über längere Zeit hinweg immer wieder besucht. Problematisch wird dies bei einer kleinen Familie, deren jüngster Sohn unter dubiosen Umständen verschwindet. Hier könnte der Verdacht aufkommen, dass der Dreijährige im Auftrag der Produzenten weggebracht wurde, und es beschleicht einen ein mulmiges Gefühl, wenn man zusehen muss, wie das Leid der Familie visuell ausgeschlachtet wird, oder man vermutet, dies sei alles nur inszeniertes Theater.
Zusammen mit der banalen Rahmenhandlung und der absolut absurden Schlussepisode könnte es sich bei "Dokumentarfilm" um einen Etikettenschwindel handeln. Für westliche Köpfe heikel ist sicher, dass es keine kritischen Töne zum Sinn dieser alle 12 Jahre angesagten Veranstaltung zu hören gibt. Nachdem Sâdhu, Edward Burtynskys Watermarks und Fascinating India 3D diesen gigantischen Anlass nur en passant würdigten, nimmt sich Nadin nun ausschließlich dieses Themas an, womit es hoffentlich für längere Zeit ruhen kann.
Dein Film-Rating
Kommentare
Ruhiger Film, nie langweilig und der Sadhu der einen kleinen Jungen aufzieht hat mich tief berührt. Absolut sehenswert!
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