Hanni & Nanni 3 Deutschland 2013 – 87min.
Filmkritik
Jungs-Alarm im Mädchen-Internat
Ein Film wie ein optimal ausgeleuchteter "Duplo"-Werbespot: Im dritten Kino-Teil von Enid Blytons berühmten Abenteuer-Zwillingen geht es um ein bisschen Abenteuer-Spuk im Internat, etwas "Romeo & Julia"-Romantik und softe Flirtversuche mit englischen Austauschschülern. Ein Feelgood-Movie für Mädchen zu Beginn ihrer Pubertät.
Das darf doch nicht wahr sein: Statt der angekündigten Mädchenklasse, rollt doch tatsächlich eine ganz Busladung fescher Jungs in Schuluniformen auf den Hof von Schloss Lindenhof! Aus England! Wie verrückt ist das denn? Die kecken Knirpse sehen aus, als hätten sie erst gestern gelernt, sich die Schuhe zu schnüren. Und ohnehin wird nicht ganz klar, warum die samt ihrem Lehrer (Justus von Dohnányi) jetzt eigentlich hier irrtümlicherweise im Mädchen-Internat gestrandet sind.
Aber das ist eigentlich auch nicht so wichtig. Zu Beginn der Pubertät geht es bekanntlich für junge Menschen ohnehin immer überall drunter und drüber, da muss also die Logik nicht immer hinterfragt werden. Viel wichtiger und dringlicher: Wie komme ich an den süßen Boy im blauen Jackett und den braunen Locken ran?
Liebe Eltern, keine Sorge: Mit größter Sorgfalt und Zurückhaltung erforschen hier die Protagonistinnen ihre Gefühlswelten. Von Liebe, Sex und Zärtlichkeit oder verlockender Mädchenbowle weit und breit keine Spur. Viel mehr geht es, was sich bei Zwillingen wie Hanni (Jana Münster) und Nanni (Sophia Münster) ja auch anbietet, um erste Flirtversuche, die mit den Mitteln einer Verwechslungskomödie erzählt werden.
Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Die Schülerinnen und ihre englischen Besucher proben für eine Aufführung von Shakespeares "Romeo & Julia", wobei es zu vorprogrammierten Zickereien kommt, wer denn nun die Julia spielen und sich den adretten Romeo schnappen darf.
Eigentlich geht es aber um den Geschwister-Konflikt, wenn sich erstmals im Leben ein Junge und das eigene pochende Herz das vertraute Verhältnis zum Wackeln bringen. Dass der englische Flirt im Film irgendwann ungefragt von der Bildfläche verschwindet, ist etwas unglücklich erzählt, weist aber wohl auf die wertkonservative Moral des Films hin: Die erste Liebe kann gefälligst noch warten, die Kindermädchenträume möchten noch etwas im rosafarbenen Schlafzimmer ausgeträumt werden.
Ohnehin ist der Film von Regisseurin Dagmar Seume toll ausgestattet, denn überall leuchtet und glitzert es, nur wenn Konstantin Wecker als Schlossgespenst auftaucht, wird es etwas finster. Ansonsten ist der Hanni & Nanni-Film ein bisschen wie The Great Gatsby für 12-Jährige: Die letzte große Party und der verträumte Abgesang auf die Traumwelten der Unschuld, bevor die Ungewissheit einer umnebelten Zukunft einen ereilt.
Dein Film-Rating
Kommentare
Teil 1 + 2 waren besser. Die Filme kommen aber generell an die Bücher nicht heran. Den Teenies hats aber gefallen.
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