Jäger des Augenblicks Österreich 2012 – 102min.
Filmkritik
Jäger des Augenblicks
Für Bergsteiger gibt es nur einen Grund, warum man einen Berg ersteigen sollte: Weil er da ist. Ihn zu bezwingen heißt zugleich, sich selbst zu bezwingen. Aber es geht auch ums Scheitern, und darum, wie man sich von Fehlschlägen nicht entmutigen lässt.
Im Dreiländereck zwischen Brasilien, Venezuela und Guyana machen sich die Bergsteiger Stefan Glowacz, Holger Heuber und Kurt Albert auf, eine praktisch senkrechte Felswand des Bergs Roraima zu erklimmen. Doch nicht nur die Wand selbst ist eine immense Herausforderung, der Weg zum Berg ist nicht minder ein Abenteuer. Über mehrere Tage hinweg bahnen sich die Bergsteiger einen Weg durch den Dschungel und sind dabei auf sich allein gestellt. Mit dem Hubschrauber zum Ausgangspunkt zu fliegen, steht nicht zur Diskussion. Der Berg und sein Umfeld müssen erlebt und in sich aufgenommen werden.
Jäger des Augenblicks ist ein bemerkenswerter Dokumentarfilm, der auf inszenatorischen Bombast verzichtet, aber von grandiosen Bildern und interessanten Menschen lebt. Er erzählt die Geschichte von Extremsportlern, aber auch Extremfilmern, war das Einfangen der hier gezeigten Bilder doch eine Herausforderung, die dem Filmteam alles abverlangte. Sieht man von der mitunter stark emotional aufpeitschenden Musik ab, bleibt der Film formal sehr zurückhaltend. Aber er hat eine klar umrissene Spannungskurve, da die Besteigung des Roraima nicht nur beim ersten Mal abgebrochen werden muss, sondern sich auch ein tragischer Unfall ereignet.
Die Überlebenden fragen sich, ob sie überhaupt einen zweiten Versuch wagen sollen, entscheiden sich dann aber dazu, auch um ihren gefallenen Kameraden zu ehren. Sie sind sich sicher, dass dies in seinem Sinne gewesen wäre. Wo er im wahren Leben fehlt, ist Kurt Albert im Film bei ihrer zweiten Tour bei ihnen – in Form von Interview-Ausschnitten. Das verleiht dem Film eine enorme Wirkung, da man nicht nur miterlebt, wie zwei Menschen bis an ihre Grenzen – und darüber hinaus – gehen, sondern wie diese Besteigung für beide sogar eine Art spirituelles Erlebnis wird.
Jäger des Augenblicks schafft es, dem Zuschauer einen Eindruck vom Innenleben der Bergsteiger zu vermitteln, ohne dabei jemals plump zu wirken. Er zeichnet das Bild von Abenteurern, wie es sie in unserer modernen Welt kaum noch gibt. Zugleich lässt der Film staunen ob der bildgewaltigen Aufnahmen, die er zu bieten hat – am Berg, aber auch dem ihn umgebenden Grün.
Dein Film-Rating
Kommentare
Schöner Film (nicht Überragend), aber es widerspiegelt sehr schön die Faszination des (Sport-) Kletterns, deren Geschichte, die hervorragende Arbeit von Kurt Albert (über die letzten 30-40 Jahre), sowie den Aspekt der Freundschaft, welcher in vielen Situationen unterschätzt wird. Sehr zu Empfehlen auch für Nichtkletterer:)… Mehr anzeigen
Schön umgesetzt. Mit der Geschichtes des Sportklettern und Bilder dazu. Leider etwas zu viel mit der Unschärfe der Kamera gespielt.
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