CH.FILM

Lovely Louise Deutschland, Spanien, Schweiz 2013 – 91min.

Filmkritik

Besuch für eine alte Dame

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Die Rentnerin Louise wohnt mit Sohn André zusammen, einem Mittfünfziger. Eines Tages steht ein ungebetener Gast vor der Tür. Der ebenfalls reifere Herr aus den USA behauptet, ein weiterer leiblicher Sohn von Louise zu sein. Und schon ist das beschauliche Familiendrama mit tragikomischen Facetten von Bettina Oberli (Die Herbstzeitlosen) aufgegleist.

Louise ist ökonomisch zwar nicht auf Rosen gebettet, sie setzt aber auf Stil und verkehrt sogar im mondänen Café "Sprüngli" am Zürcher Paradeplatz. Irgendwie ist klar, dass die alte Dame eine bewegte Vergangenheit hat. Anfang der 1960er-Jahre stand sie als junge Schauspielerin vor einer Hollywood-Karriere, die aber - angeblich wegen der Schwangerschaft mit André - nicht zustande kam.

Küchenpsychologisch gesehen erklärt das, warum der Filius Schuldgefühle hat, von Mama wie ein Schulbub behandelt wird und Modellflieger baut: Eine derartige Symbolhaftigkeit steht ja für die Verbildlichung der Sehnsucht nach Ausbruch und Freiheit. Dass André Taxi fährt erscheint hingegen wenig glaubwürdig, weil jemand mit einem derart suboptimalem Selbstbewusstsein für den harten Job wohl ungeeignet wäre. Eine Geliebte hat André auch nicht, obwohl die fesche Steffi (sie betreibt eine Wurstbude beim Flugfeld) zu haben wäre. Doch libidinös geht nichts, weil Mamas Dominanz omnipräsent ist.

André muckt erst auf, als ihm Louise eröffnet, dass sie einst ein Kind aus der losen Beziehung mit einem Filmproduzenten in Amerika zurückliess. Nun hat sie ein schlechtes Gewissen, nötigt den bedauernswerten André in der Garage zu nächtigen, derweil sich der Old Boy aus Übersee in der Wohnung einnistet und Louises Freundinnen mit Kartentricks bezirzt. Es reift nun der Gedanke, dass der angebliche Sohn und Bruder ein Hochstapler sein könnte. Eine Vermutung die zum Verdacht wird, als Louise und Bill in die spanische Strand- und Spieleroase Benidorm reisen und viel Geld verprassen.

Nach dramatischen Szenen in der Fremde folgt zu Hause dann ein Finale von durchaus poetischem Reiz, bei dem André endlich halbwegs flügge wird. Dass das einigermassen funktioniert ist den gut disponierten Hauptdarstellern zu verdanken: Annemarie Düringer als Louise und Stefan Kurt als Sohn von der tragischen Gestalt setzen ihre Emotionsakzente präzis. Der Ire Stanley Townsend (er hat schon mit Regiestars wie Mike Leigh und Stephen Frears gedreht) persifliert den smarten Bill und der Österreicherin Nina Proll als Andrés Muse schaut man gerne zu.

Lovely Louise ist nett angedacht, aber merkwürdig schleppend inszeniert. Ein "Beschleunigungscoach" hätte da viel Arbeit gehabt, um aus dieser fernsehkonform-biederen Komödie eine kinotaugliche mit Tempo und Witz zu machen.

01.10.2013

2

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Kommentare

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zreh

vor 11 Jahren

Ruhiger Film, gut gespielt


farlifang

vor 11 Jahren

Sehr gute Unterhaltung.


katja.kessler.71

vor 11 Jahren

Toller Film!!!


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