Mary Queen of Scots Frankreich, Schweiz 2013 – 120min.
Filmkritik
Die Innenwelt einer spröden Königin
"Nach der Novelle Maria Stuart von Stefan Zweig", heisst es im Vorspann von Mary Queen of Scotts. Und dennoch istder vierte Langspielfilm von Thomas Imbach keine Literaturverfilmung, sondern ein Kostümfilm, der sich mehr um die psychologische Konflikte seiner Protagonistin als um grosses Schlachtengetöse dreht.
Es mutet fast schon ironisch an, dass eine Episode aus dem tragischen Leben der schottischen Königin Maria Stuart (1542 - 1587) filmisch verewigt wurde, kaum hatte das Medium Film das Licht der Welt erblickt. "The Execution of Mary Stuart" von Thomas Edison stammt aus dem Jahre 1895. Das Schicksal jener unglückseligen Königin, die 24-jährig von ihrer Cousine Elisabeth, der Königin von England, in den Kerker geworfen und 19 Jahre später hingerichtet wird, hat spätestens seit Schiller die Literaten immer wieder bewegt und Filmschaffende zu immer wieder neuen Auflagen dieser Geschichte inspiriert, die von einer Frau erzählt, die alles riskierte und alles verlor.
Nun also Thomas Imbach, der sich mit experimentell angehauchten Spielfilmen (I Was a Swiss Banker) und essayistischen Dokumentarfilmen (Day is Done, Well Done) auch international einen Namen als einer der eigenwilligsten Schweizer Cineasten geschaffen hat. Bekannt dafür, dass er immer wieder Neues ausprobiert, hat er mit seinem Mary Queen of Scotts mit der jungen Französin Camille Rutherford in der Hauptrolle den ersten grossen Kostümfilm der neueren Schweizer Filmgeschichte geschaffen.
Mit einem Budget von vier Millionen liegt die schweizerisch-französische Koproduktion für hiesige Verhältnisse zwar eher im oberen Segment, für einen Kostümfilm mit internationaler Crew sind das jedoch Peanuts. Gedreht wurde aus Kostengründen nur zu einem kleinen Teil in Schottland, zum grössten Teil jedoch in der Schweiz, und man staunt, welch gute Arbeit die Location-Scouts hier geleistet haben. In weiten Ellipsen erzählt der Film vom Aufwachsen Marys in Frankreich, ihrer Rückkehr nach Schottland, der Heirat mit Lord Darnley, ihrer grossen Liebe zum Earl of Bothwell - und ihrem Dauerkonflikt mit Elisabeth. Sie ist als Königin von England für Mary gleichermassen Vertraute und Rivalin, und als die Verhältnisse sich zuspitzen, kommt es für Mary zur Katastrophe.
Thomas Imbach und seine Co-Drehbuchautoren Andrea Staka und Eduard Habsburg erzählen diese dramatischen Geschehnisse, von der Kamera Rainer Klausmanns meisterlich eingefangen, bald äusserst sublimiert, bald mit grösster Wucht. Unberechenbar und stets auf die totale Aufmerksamkeit Zuschauers vertrauend, ist das alles - und das ist dann doch wieder ganz der Thomas Imbach, den man kennt.
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