Mr. Morgans letzte Liebe Belgien, Frankreich, Deutschland, USA 2013 – 116min.

Filmkritik

Ein amerikanischer Witwer in Paris

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Michael Caine ist schon seit einer Weile in jenem Alter, in dem man ihm zu jeder sich bietenden Gelegenheit einen Preis für sein Lebenswerk in die Hand drückt. Allein in den vergangenen zwölf Monaten wurde er sowohl bei der Viennale als auch beim Filmfest München mit Ehrenpreisen bedacht, und auch am Festival von Locarno sollte er in diesem Jahr eigentlich gefeiert werden.

Ob es letztlich wirklich die Dreharbeiten zu Christopher Nolans Interstellar waren, die da einen Strich durch die Rechnung machten, oder ob man am Lago Maggiore einfach nicht wie ein Nachahmer der deutschsprachigen Nachbarn wirken wollte, sei dahin gestellt. Aber in jedem Fall lief Caines neuer Film Mr. Morgan's Last Love auf der Piazza Grande.

Dass der 80-jährige die Hauptrolle spielt in dieser größtenteils mit deutschem Geld produzierten Tragikomödie, ist eine erfreuliche Sache. Denn Caine ist eben auch in einem Alter, in dem er zwar noch fleißig arbeitet, in Nebenrollen in Filmen wie The Dark Knight Rises oder Now You See Me aber eben doch auch eher selten zeigen kann, was er vor der Kamera noch wirklich drauf hat. Nicht so hier: die deutsche Regisseurin Sandra Nettlebeck rückt ihn in ihrer Adaption des Romans La Douceur Assassine von Françoise Dorner ganz ins Zentrum.

So spielt Caine nun also den Titel gebenden Mr. Morgan, einen Amerikaner in Paris, dessen Ehefrau gerade verstorben ist und der seither des Lebens nicht mehr wirklich froh wird. Seine Einsamkeit, die noch verstärkt wird durch die Tatsache, dass er immer noch kein Französisch spricht, sowie durch die auch emotionale Distanz zu den beiden erwachsenen Kindern, wird erst erträglicher, als Morgan zufällig die Bekanntschaft der jungen Tanzlehrerin Pauline (Clémence Poésy) macht. Die spricht Englisch und findet Gefallen an dem alten Mann. Doch auch diese ungewöhnliche Freundschaft ist nicht das alleinige Rezept zum Glück.

Nach einer starken ersten Filmhälfte, in der Nettelbeck (Bella Martha) in ihrem Drehbuch recht geschickt den größten Klischees und Kitschgefahren aus dem Weg und vor allem Caine ausgesprochen nuanciert zu Werk geht, gerät die Beziehung zwischen dem alten Mann und der jungen Frau in Mr. Morgan's Last Love leider ein wenig ins Hintertreffen. Nach einem Wendepunkt der Geschichte, ab dem vor allem Morgans Sohn (Justin Kirk, der mit seinem Filmvater darstellerisch nicht mithalten kann) doch wieder eine größere Rolle im Leben des Vaters spielt, verliert die Erzählung ein wenig ihren Fokus und wird in etwa so flatterhaft, wie es Caines nur gelegentlich überzeugender amerikanischer Akzent schon von Beginn an war. Wer auf sensibles, unaufgeregtes und leicht altmodisches Kino ohne Tränendrüsenalarm steht, kommt hier trotzdem auf seine Kosten. Zumal als Fan des großen Michael Caine. Denn wer weiß, mit wie vielen Hauptrollen er uns noch beglücken wird.

29.04.2024

3

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Kommentare

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Patrick

vor 7 Jahren

Behutsames Arthouse Movie das,das Verhältnis zwischen einer jungen Frau und einem altem altem sehr gemächlich und schön erzählt wird,und das wird auch von Clémence Poésy und Michael Caine famos gespielt.Die Lovestory zwischen Clémence Poésy und der Film Sohn von Michael Caine Justin Kirk wirkt etwas aufgesetzt und nach Schema F.Mehr anzeigen


gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

Michael Caine ist einfach wunderbar.
Mit ihm bekommt der Film 4 Sterne. Ohne ihn wären es höchstens 2.


Strudelwurm

vor 11 Jahren

Michael Caine ein alter Fuchs, super, ich mag Ihn..


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