Die Fantastische Welt Von Oz USA 2013 – 130min.
Filmkritik
Oz im Wunderland
In seinem neuen Film erzählt Sam Raimi (Spider-Man) eine Art Vorgeschichte zu The Wizard of Oz, jenem Meilenstein der Filmgeschichte nach L. Frank Baum, in dem es die kleine Dorothy ins magische Oz verschlug. Nun landet Oz (James Franco) in der prächtigen Märchenwelt.
Oz ist ein windiger Jahrmarkt-Zauberer, dessen Scharlatanerie sein Publikum kaum mehr in den Bann zieht. Auf der Flucht vor einem Nebenbuhler springt er in einen Heißluftballon, der ihn einen Wirbelsturm später plötzlich nach Oz befördert hat, wo die beiden Schwestern Theodora (Mila Kunis) und Evanora (Rachel Weisz) auf der einen Seite und die gute Hexe Glinda (Michelle Williams) auf der anderen um die Vorherrschaft ringen. Und weil eine Prophezeiung besagt, dass ein Zauberer vom Himmel fallen werde, der das Land retten wird, steht der magisch wenig begabte, aber dick aufschneidende Oz schnell unter Zugzwang.
Die Nähe zu Victor Flemings Romanverfilmung von 1939 ist bei alldem eher oberflächlicher Natur und dem hohen Wiedererkennungswert der Marke "Oz" geschuldet (die in den USA längst auch das sensationell erfolgreiche Musical "Wicked" sowie etliche neue Bücher umfasst). Sicher, auch "Oz, the Great and Powerful" beginnt in Kansas zunächst in Schwarzweiß, bevor sich dann im Zauberland die Farbenpracht auftut. Und auch der gelbe Ziegelsteinweg, die Smaragdstadt oder die Munchkins sind dort noch anzutreffen. Aber von Charme, Phantasie oder gar echter Verzauberung ist zunächst wenig zu entdecken.
Stattdessen setzen Raimi und seine Produzenten (die vor ein paar Jahren schon für Tim Burtons ähnlich problematische Alice in Wonderland-Version verantwortlich waren) auf alles, woraus sich Hollywood dieser Tage seine Blockbuster zusammenbastelt. So ziemlich alle Bilder und Kulissen stammen aus dem Computer, überdeutlich erkennbar und in grellbuntesten Farben, die gerade in ihrer technischen Perfektion besonders lieblos wirken. Dass sie auf den Zuschauer in 3D einprasseln, versteht sich fast von selbst, wobei dessen Qualität immer wieder erstaunlich unsauber ist und mit all seinen Wasserfällen und aufs Publikum zufliegenden Speeren eher effekthascherisch als subtil daherkommt. Und weil dieser Tage das Motion Capture-Verfahren so beliebt ist, bekommt Oz einen putzig vermenschlichten, fliegenden Affen zur Seite gestellt, für dessen Mimik und Gestik Zach Braff abgefilmt wurde.
Die bewusst prominent zusammengestellte Besetzung steht all dem eher hilflos gegenüber. Williams wirkt, als sei sie gedanklich noch ihrer Rolle als naive Marilyn Monroe verhaftet, Weisz und Kunis machen das Beste aus halbherzig ausgereiften Charakteren und Franco müht sich mit wechselndem Erfolg an einer Rolle ab, die erkennbar für ironisch-manierierte Kollegen wie Johnny Depp oder Robert Downey Jr. konzipiert wurde (beide sagten kurzfristig wieder ab).
All das macht "Oz, the Great and Powerful" nun sicherlich nicht zum schlechtesten Film des Jahres. Dazu steckt dann doch zu viel Ideenreichtum (Fliegende Kriegspaviane! Ein verwaistes Porzellanpuppenmädchen!) in dieser Geschichte der zweiten Chancen, und vor allem im letzten Drittel gewinnt die Sache nicht nur an Fahrt, sondern auch an Liebenswürdigkeit und Witz. Doch verglichen mit der Kreativität des "Wizard of Oz" enttäuscht diese Reißbrettproduktion doch die meisten Erwartungen.
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Kommentare
Leider ist auch der Film eher das Gegenteil von magisch. Ausser den CGI-Effekten ist hier nur wenig gelungen.
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