Paranoia Frankreich, USA 2013 – 106min.

Filmkritik

Auf der Suche nach dem Super-Handy

David Siems
Filmkritik: David Siems

Wenn junge Leute heutzutage einen festen Job haben wollen, dann führt die gewünschte Flexibilität schon mal an kriminelle Grenzen. Liam Hemsworth spielt in diesem Wirtschafts-Thriller einen aufstrebenden Handy-Experten, der den amerikanischen Traum leben will und zum Spielball skrupelloser Schurkenbosse wird.

Der amerikanische Traum beschränkt sich nicht nur auf das berühmte Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär, sondern eignete sich bis vor kurzem auch als Motivations-Peitsche für weitaus bescheidenere Ziele. Ein Haus, ein Auto, ein paar materielle Vorzüge. Mehr nicht. Doch damit ist es, wenn man der Hauptfigur in Paranoia glauben möchte, für junge Leute vorerst vorbei. "Früher hast du nach 15 Jahren harter Arbeit ein Büro mit deinem Namen auf der Tür bekommen. Diese Zeiten sind vorbei", sagt Adam Cassidy (Liam Hemsworth).

Der juvenile Smartphone-Experte steht in verschwitzten Joggingklamotten am Hudson River und blickt sehnsuchtsvoll hinüber aufs andere Ufer nach Manhattan, wo die Gebäude der dollargeschwängerten Multikonzerne in den Himmel ragen. Er will da rein, stellvertretend für die ganzen anderen Talente seiner Generation auf der Welt, die um Praktika betteln müssen oder höchstens ein paar befristete Arbeitsverträge ergattern.

Joseph Finders gleichnamiger Romanvorlage, erschienen 2004, nahm bereits vorweg, wie sich in diesem Vakuum moralisch fragwürdige Grenzen auftun: Adam kann Mobilfunk-Mogul Nicholas Wyatt (Gary Oldman) bei einem Bewerbungs-Meeting mit seinen Streber-Ideen zwar nicht beeindrucken, doch der Konzernboss erkennt, dass er die virile Energie des Jungspunds locker in kriminelle Energie umwandeln kann. Adam soll beim Konkurrenzunternehmen seines Langzeitfeindes Jock Goddard (Harrison Ford) ausspionieren, welches Super-Handy der als nächstes auf den Markt bringen will.

Das erinnert in Versatzstücken an das frühere Gerangel zwischen Bill Gates und Steve Jobs: Zwei Tech-Visionäre, deren Egos zu groß waren, um gemeinsam in einem Raum miteinander zu sein. Es ist schön mitanzusehen, dass Harrison Ford hier endlich mal wieder eine Rolle ausfüllen darf, die ihm ein bisschen mehr abverlangt, als nur zerknirscht zu gucken. Zu einem stilvollen Dialog-Florett mit Gary Oldman kommt es bedauerlicherweise aber nur an einer kurzen Stelle im Film.

17.02.2024

3

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Kommentare

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Patrick

vor 8 Jahren

Die Spannung wird langsam aufgebaut und der Thriller kan gegen Ende überzeugen,
aber dennoch kommt er nicht über ein 08: 15 Thriller hinaus. Das gibt 3. 1/2 Punkte von 5.


Urs23

vor 10 Jahren

Spannende Ausgangslage aus der leider etwas wenig gemacht wurde. Trotzdem gibt der Film spannende zwei Stunden Unterhaltung her.


Gelöschter Nutzer

vor 10 Jahren

Zeitgeist, Geisteswissenschaften und skrupellose Verblendung. Das Finale finde ich für das Ende der Story gerecht


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