Portugal, mon amour Frankreich, Portugal 2013 – 90min.

Filmkritik

Fahrt ins Glück mit Umleitung

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Eine portugiesische Familie lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in Paris - bescheiden, anständig und unauffällig. Doch dann machen die Ribeiros unerwartet eine grosse Erbschaft, die nicht nur ihr eigenes Leben schlagartig verändert. Das ist für Ruben Alves die Basis für eine flotte Komödie mit Esprit.

Maria Ribeiro (Rita Blanco) ist Concierge im Haus einer wohlhabenden, ziemlich versnobten Dame im vornehmen 16. Pariser Arrondissement. Ihr Ehegatte José (Joaquim de Almeida) wiederum wird als Vorarbeiter in einer Baufirma nicht bloss geschätzt, er ist unentbehrlich. Das Ehepaar mit portugiesischen Wurzeln lebt gut, ist bestens integriert, recht glücklich aber eigentlich unter Wert entlohnt.

Als die Ribeiros unerwartet ein bezauberndes Weingut in der Heimat erben, verändert sich fast alles. Bedingung ist nämlich, dass die Familie den Ort selber bewirtschaften muss. Das Problem: Die erwachsene Tochter Paula (Barbara Cabrita) und der pubertierende Sohn Pedro wollen die französische Metropole keinesfalls verlassen. Und auch die Eltern sind sich nicht sicher, ob die Rückkehr in die fremdgewordene Heimat eine gute Idee ist.

Die Entscheidung wird zusätzlich kompliziert, weil wegen einer familiären Indiskretion die Arbeitgeber der Ribeiros von der Sache erfahren und beunruhigt sind: Sie ahnen, dass sie derart loyale und anspruchslose Angestellte nie mehr finden werden. Klar, dass man nun versucht, sie mit Schmeicheleien und Lohnaufbesserungen bei der Stange zu halten.

Portugal, mon amour ist eine sympathisch unverkrampfte Komödie über die Launen des Allzumenschlichen. Im Zentrum stehen die Kollision von kulturellen und sozialen Mentalitäten: Einerseits begegnet man der sprichwörtlichen Hochnäsigkeit und Arroganz einer gewissen Pariser Schickeria. Und zum Andern der portugiesischen Schwermut, einer Mischung aus devoter Bescheidenheit und mangelndem Selbstbewusstsein. Das alles wird unaufgeregt erzählt und hat Charme. Besonders dort, wo der zweite Hauptstrang der Story abgehandelt wird: die vertrackte Liebesbeziehung zwischen José Ribeiros emanzipierter Tochter und – ausgerechnet - dem Sohn seines Chefs, der mehr geschäftliche Probleme hat, als ihm lieb sein kann.

Regisseur und Skriptautor Ruben Alves, selber Sohn von portugiesischen Einwanderern, beweist in seinem Regieerstling ein feines Gespür für die Umsetzung seines eigenen Drehbuchs und die Führung eines homogenen Schauspielerensembles. Natürlich hätte man sich die eine oder andere Pointe etwas scharfkantiger vorstellen können, aber weil Portugal, mon amour zum Finale hin von einer sanften musikalischen Fado-Melancholie durchwirkt ist, ist neben dem Spass auch das sinnhaltig Ernsthafte bestens spürbar. Hübscher Film!

16.09.2013

3

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Kommentare

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1234jopy

vor 9 Jahren

charmanter Film über Gastarbeiter in Frankreich


tolumoz

vor 11 Jahren

Ein leichter flüssiger Film. Für mich ein feel good Movie.
Die Scene bei der der Vater beim Autohändler ist, finde ich ausgesprochen amusant, insbesondere als am Schluss einen Sinn bekommt...


caravaggio

vor 11 Jahren

der filmerstling von ruben alves zelebriert in französischer hollywoodmanier die portugiesische lebenskultur. die leichte komödie bleibt zu leicht, zu vorhersehbar und unausgefeilt. als anspruchloses popcornkino vielleicht beschwingt und unterhaltsam konsumierbar, als kleiner feiner film oder kulturelle gesellschaftsstudie scheitert er an seinen stereotypen und der gewollten leichtigkeit des all zu einfachen drehbuchs. die hauptcharakteren wären gut gecastet, doch das soziale umfeld und die platte story lassen den filmkulinar schnell tief in den sessel (oder durch die tür) verschwinden. schade. etwas mehr feinheiten hätten dem film gutgetan. für mich ein unkonsumierbares ärgernis!Mehr anzeigen


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