Puppy Love Belgien, Schweiz 2013 – 81min.
Filmkritik
Puppy Love
Diane ist 14, lebt mit ihrem Vater und dem jüngeren Bruder zusammen. Und sie steht an der Schwelle zum Frausein, pubertiert, ist neugierig, keck und verwirrt zugleich. Als die gleichaltrige, sehr forsche und in Liebesdingen weit erfahrenere Julia in die Nachbarschaft zieht, verändert sich Dianes Alltagseben radikal. Sehr gelungenes Spielfilmdebut der 1975 geborenen Westschweizer Regisseurin Delphine Lehericey.
Die Adoleszenz wurde und wird literarisch wie filmisch oft abgehandelt. Doch bei weitem nicht immer mit der überraschenden Subtilität und Sensibilität wie in Puppy Love. Einem kammerspielartigen, lebensnahen Drama ohne falsche Prüderie, das gegenüber den Figuren und der Thematik stets respektvoll bleibt. Die Story ist spannend: Diane und Julia freunden sich schnell an und tun nun im Verlauf eines Schulsemesters genau das, was fast alle Heranwachsenden überall tun: ganz viele, ganz unvernünftige Dinge.
Auf Partys wird mit Jungs rumgemacht, man trinkt Alkohol, es kommen Drogen im Spiel. Was nicht wirklich erstaunt, wenn die Hormone verrücktspielen. Dass dabei immer nur die Gegenwart zählt, Risikofaktoren frivol einfach ignoriert werden, ist klar. Und so geraten die forschen Girls zuweilen in arg grenzwertige Situationen. Mit bestandenen Männern, bei Konflikten mit den Eltern. Und vor allem auch, was die Freundschaft zueinander angeht. Sie wird, besonders für Diana, auf das Schmerzlichste geprüft.
Dass alles überzeugend ins Bild kommt, wäre ohne eine exzellente Besetzung undenkbar gewesen. Die zentrale Vaterfigur verkörpert (ein Vertrauensbeweis in einer kleinen Produktion) der vom Stoff sehr angetane französische Star Vincent Perez. Für einmal gibt er nicht den Beau, sondern ohne Glamour den eher beziehungslosen, hilflosen Papa einer fordernden, rebellischen Tochter. Und den alleinstehenden Familienmann, der ihrer besten Freundin näher kommt, als es sein darf. In den weiblichen Hauptrollen überzeugen Solène Rigot (Diane) und Audrey Bastien (Julia), zwei Schauspieltalente, die privat eng befreundet sind. Es sei unterstellt, dass dieser Umstand zu einer besonders berührenden Intimität führte. Speziell in einigen heiklen Sexszenen, die nun feinfühlig ohne Lolita-Zweideutigkeit und Altherren-Voyeurismus im Geschehen eingebettet sind. Übrigens: In einer subtilen Nebenrolle ist der junge Schweizer Schauspieler Joel Basman zu sehen.
Puppy Love ist ein bittersüsses Drama über die kurze, intensive, lebensprägende Phase des Übergangs vom Kind- zum Erwachsensein, über Abgrenzung und Identitätssuche. Von Delphine Lehericey gescheit erzählt, präzise inszeniert, famos besetzt, emotional nachhallend.
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