Recycling Lily Schweiz 2013 – 95min.
Filmkritik
Weniger Dreck
Aufruhr im Heidiland: In Recycling Lily geht ein Schmutzfink umher, der die heile Bonbon-Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Ein Fall für Stähli. Hansjörg Stähli.
Ganz ein korrekter ist er, dieser untersetzte Mittvierziger namens Hansjörg Stähli (Bruno Cathomas). Als Müllinspektor schaut der Mann penibelst darauf, dass niemand in der Stadt seine pinken Abfallsäcke vor 6 oder nach 7 Uhr morgens auf die Strasse stellt. Ist die Arbeit dann zu Ende, geht es nach Hause, hinter den Herd. Die gestrenge Mama mag des Sohnes Küche, mehr aber noch den Wein, dem sie sich beim gemeinsamen TV-Dinner grosszügig zuwendet - vorzugsweise während Stephan Derricks Ermittlungen.
Hansjörg hat in diesen Tagen seinerseits einen besonders abartigen Fall zu lösen. Eine unbekannte Person versetzt mit wilder Müllentsorgerei die Stadt seit Monaten in Angst und Schrecken. Das letzte Attentat forderte gar das Leben mehrerer Keramik-Gartenzwerge. Hansjörgs Observationsaufwand ist hoch, und fruchtet. Die junge Wildfang Emma (Luna Dutli) war’s – ausgerechnet die Tochter von Lily (Johanna Bantzer), die im Lucky Burger Fastfood-Restaurant arbeitet. Bei der heimlich Angebeteten bestellt Hansjörg jeweils stotternd seinen Schwarztee. Mit zwei Rähmli.
Der so pflichtbewusste Hansjörg befindet sich in der Zwickmühle - und handelt für einmal nach Bauchgefühl. Er entschliesst sich dazu, Emma zu decken, um mit seinem Schwarm anzubandeln. Doch hinter der Wohnungstüre der alleinerziehenden Mutter verbirgt sich ein dunkles Geheimnis.
Lollipop-Augen - die bekommt man von dem 50er-Jahre-Pastellfarbenanstrich, mit dem Filmemacher Pierre Monnard Recycling Lily überzogen hat. Die grelle Optik korreliert dabei mit all den kleinen Verrücktheiten dieses Werkes. Rocker spielen Scrabble, Cheerleader buchstabieren aus dem Nichts Wörter aus, Supermarktreihen blenden durch Hochglanz die Augen.
Visuell extravagant mochte Monnard es schon in seinen Kurzfilmen "Come Closer" und "Swapped", für den er vor zehn Jahren den Schweizer Filmpreis erhielt. Zeitlupen, flinke Zooms und holländische Einstellungen setzt er in seinem Spielfilmdebüt sachdienlich ein, um die Schweizer Klischees der Kleinkariertheit und des Reinlichkeit genüsslich zu übersteigern. Mittendrin im Bünzlitum gibt Bruno Cathomas eine Reprise seiner Rolle in Happy New Year. Schon dort war er auf den Punkt besetzt - hier aber, im Spannungsfeld von Kaffeerahmdeckeli, Stocki und "Schnurregige", hat der Bündner viel mehr Raum, in schauspielerischer Stärke den Schwachen zu spielen.
Ohnehin: In Monnards überdrehter Komödie findet sich praktisch kein Klecks im pink-papierten Reinheft. Der Story zu folgen ist zwar keine Kunst, eine solch zuckerwattierte Welt zu schaffen allerdings schon. Und das Schweizer Publikum mit einem Schweizer Film durchwegs zum Lachen zu bringen, erst recht.
Dein Film-Rating
Kommentare
Skurriler und Kunterbunter Familien Film Spass, mit Darstellern die ihre Rollen mit Herzblut spielen.
Ich verlasse das Kino nie während dem Film. Aber hier war ich nahe dabei. Voller Cliché. Die Dialoge des Kindes wirken völlig aufgesetzt. Tut mir leid, aber hier wurden Gelder "verschleudert. Für mich ist humorvoll etwas völlig anderes.
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