3 Herzen Belgien, Frankreich, Deutschland 2014 – 106min.
Filmkritik
Die Macht des Zufalls
Um eine schicksalhafte Dreiecksbeziehung dreht sich alles in Benoît Jacquots grandios gespieltem Drama 3 coeurs. Der Film zeigt: der Zufall macht was er will, vor allem in der Liebe.
Marc (Benoît Poelvoorde) lernt in einer Kleinstadt zufällig Sylvie (Charlotte Gainsbourg) kennen. Sie verbringen die Nacht damit, spazieren zu gehen und sich intensiv zu unterhalten. Dies hinterlässt Spuren: die Zwei verlieben sich und beschließen, sich einige Tage später in Paris wieder zu sehen, ohne jedoch Nummern auszutauschen. Am Tag des geplanten Treffens erleidet Marc eine Herzattacke und kommt zu spät zum Treffpunkt. Diesen hat Sylvie nach langem Warten aber bereits wieder verlassen. Kurze Zeit später zieht sie mit ihrem Mann in die USA. Um Sylvie wieder zu sehen, fährt Marc noch einmal in die Kleinstadt und lernt dort Sophie (Chiara Mastroianni) kennen - und lieben. Sie beschließen zu heiraten, doch kurz vor der Hochzeit erfährt Marc dann, dass die beiden Frauen Schwestern sind.
3 coeurs ist der neue Film von Benoît Jacquot (Les adieux à la reine), dem Regie-Allroundtalent aus Paris, der auch schon Kurzfilme, Dokus und Opernverfilmungen inszenierte. Für die Rolle von Sylvie war vor Drehbeginn eine ganze Reihe an hochkarätigen Darstellerinnen vorgesehen, u.a. Léa Seydoux und Marion Cotillard. Vor allem auch wegen der Chemie, die zwischen Marc und Sylvie auf Anhieb stimmt und aufgrund der Tatsache, dass sich beide nach dem ersten Kennenlernen für ein weiteres Treffen verabreden, erinnert der Film an die "Before"-Reihe mit Ethan Hawke und Julie Delpy.
Als Zuschauer kann man das Knistern förmlich spüren, wenn Marc und Sylvie des Nachts verträumt durch die Straßen der kleinen französischen Provinzstadt flanieren. Der Zufall spielte dabei wie so oft im Leben eine tragende Rolle, schließlich trafen sie sich nur, weil Marc seinen Zug verpasste. Man ist hautnah dabei, wenn sich zwei Menschen ineinander verlieben, wobei die Liebenden wahrhaftig, geerdet und sympathisch von Benoît Poelvoorde und Charlotte Gainsbourg dargestellt werden.
Hier lohnt es sich auch, auf die Zwischentöne sowie auf Gestik und Mimik zu achten. Wenn sich die Zwei immer wieder verstohlene, verliebte Blicke zuwerfen und sich anschmachten, dann ist das für den Zuschauer prickelnd und faszinierend mit anzusehen. Die Dramaturgie eines auf Suspense angelegten Thrillers in allerbester Hitchcock-Manier erreicht der Film dann fast, wenn er das geplante zweite Treffen (das bekanntlich alles andere als gut verläuft) und schließlich die Wiederbegegnung von Marc und Sylvie auf dem edlen Anwesen ihrer Eltern zeigt. Wie reagieren bei Beiden beim Wiedersehen? Können Sie ihr Geheimnis bewahren? Merkt Sophie etwas? Dies alles sind Fragen, die sich der Kinobesucher im zweiten Drittel des intensiv gespielten, fesselnden Liebes-Dramas stellt.
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